Karben / Frankfurt. „Ich bin sprachlos, dass er so etwas getan hat.“ – „Nico ist ein herzensguter Mensch.“ – „Er hatte ein gutes, liebevolles Verhältnis zu seiner Mutter.“ – Zitate von den ersten zwei Verhandlungstagen im Prozess gegen den 19 Jahre alten Petterweiler Nicola W. Er soll am Abend des 9. Juli 2006 seine Mutter Birgit (47) mit 27 Hammerschlägen ums Leben gebracht haben. Vor dem Frankfurter Landgericht lautet die Anklage deshalb auf vollendeten Totschlag.
Staatsanwalt Ronald Morbitzer geht von einer Tat im Affekt aus. Gleich zu Beginn legte der Angeklagte erwartungsgemäß ein Geständnis ab – das hatte er auch bereits gegenüber den Ermittlern der Polizei kurz nach der Tat getan (wir berichteten). Es sei wieder einmal zu einem handfesten Streit zwischen ihm und der Mutter gekommen, berichtete Nico.. Nicola hielt der Mutter vor, die eigentlich ihm zustehenden 345 Euro Arbeitslosengeld II abgezweigt und für eigene Zwecke verwendet zu haben. Er habe rot gesehen und den Hammer geholt, berichtete der Petterweiler. 27-mal schlug er seiner Mutter auf den Kopf. Immer und immer wieder, weil er sie von den Schmerzen des Todeskampfs erlösen wollte, gestand Nico. Im Anschluss an die Hammer-Attacke rief Nicola selbst die Bad Vilbeler Polizei.
Am ersten Verhandlungstag hatten vor allem Verwandte und Freunde des Angeklagten im Zeugenstand das Wort. Die Fassungslosigkeit über die Bluttat stand allen ins Gesicht geschrieben. Gleichwohl wurde Nico als „herzensguter Kerl“ beschrieben, der zu seiner Mutter ein „enges und liebevolles Verhältnis“ gehabt habe. Aus den verschiedenen Zeugenvernehmungen kristallisierte sich noch ein Problem der Mutter heraus: Ihre wechselnden Partnerschaften, zuletzt mit einem zwanzig Jahre jüngeren Türken. Er brachte sie offenbar zum Drogenkonsum. Nicola konsumierte nach eigenem Bekunden bereits seit dem zwölften Lebensjahr regelmäßig Haschisch, später auch Kokain. Zwischen dem Lebensgefährten und Nico soll es dabei zu massiv gewalttätigen Auseinandersetzungen gekommen sein. Das berichtete der Vater.
Übereinstimmend sagten die Zeugen, dass die Mutter sowohl unter der eigenen Arbeitslosigkeit als auch dem fehlenden Job für ihren Sohn sehr gelitten habe. Zum Zeitpunkt ihres Todes wog die kaufmännische Angestellte nur noch rund 40 Kilogramm.
Der Arzt, der Nicola W. gleich nach der Hammerattacke gegen die Mutter medizinisch untersucht hatte, berichtete von einem „sehr ruhigen, gefassten und entspannten Täter“. Er sei heute noch erstaunt, in welch ausgeglichenem Zustand der junge Mann nach jener grauenvollen Tat gewesen sei. Auch nach dem Gewalttod ihrer Tochter halten die Großeltern zu dem Angeklagten.
Am Dienstag, 16. Januar soll der Prozess fortgesetzt werden.