Die Politiker der Kommunen Nidderau, Schöneck und Niederdorfelden haben die Nase voll. Von dem Stau, der sich jeden Morgen auf der L3008 in Richtung Bad Vilbel bildet, sind sie unmittelbar betroffen. Und sie fordern mit einer Protestaktion am frühen Morgen nicht nur die Stadt Bad Vilbel, sondern auch die Deutsche Bahn auf, endlich aktiv zu werden.
Schöneck/Niederdorfelden/Bad Vilbel. Zwei große Kisten voll Kräppel haben Klaus Büttner (SPD), Bürgermeister von Niederdorfelden, Schönecks Bürgermeisterin Conny Rück (SPD) und Nidderaus Erster Stadtrat Rainer Vogel (Grüne) an diesem frühen Morgen mitgebracht. Weit bis nach Niederdorfelden reicht um 7.30 Uhr schon der Stau auf der L 3008. Auch von Gronau aus kommend, stehen die Autos. Wie jeden Morgen um diese Zeit. Die drei Politiker gehen auf die Autos zu, winken mit der Brötchentüte.
Überrascht lassen viele Autofahrer die Fensterscheibe herunter. „Wir sind hier, um etwas gegen den Stau zu unternehmen“, erklärt Büttner. „So kann das ja nicht weitergehen!“ Das sehen viele der Autofahrer an diesem Morgen genauso. „Finde ich gut“, sagt eine Autofahrerin, nimmt die Tüte mit dem frischen Kräppel und lacht.
Kontakt gesucht
Mehrfach haben die drei Kommunen versucht, über die Arbeitsgemeinschaft Nahverkehr (AGNV) mit der Stadt Bad Vilbel Kontakt aufzunehmen. Doch die reagiert stets gleich, will sich des Problems nicht annehmen. „Wir bekommen sogar noch gesagt, wir sollen keine Baugebiete mehr in unseren Gemeinden ausweisen“, empört sich Bürgermeisterin Rück. „Ein Witz“, wettert auch Büttner, „wir sind ja dazu verpflichtet.“ Nicht jeder könne sich die hohen Quadratmeterpreise wie beispielsweise in Bad Vilbel leisten, so dass die Frankfurt-Pendler ins nähere Umland auswichen. Beim Blick in die Fahrzeuge am frühen Morgen um halb acht zeigt sich ein weiterer Faktor: In jedem Auto sitzt eine Person, im seltenen Fall sind es zwei. „Fahrgemeinschaften wären sinnvoll“, meint Vogel.
Ein Knackpunkt für das Stauproblem der L 3008 sei die Ampelschaltung der Büdinger Straße in Bad Vilbel. „Von Vilbel kommt immer wieder die Antwort, die Ampelschaltung sei ausgereizt“, berichtet Büttner. „Dass sie eine einspurige Bahnunterführung zugelassen haben, war schon ein Planungsfehler“, stellt Vogel klar und verweist auf die Verkehrsprobleme, die auftreten, wenn erst einmal das Spaßbad steht. „An der Straße führt kein Weg vorbei.“
Verkehrskonzept fehlt
Büttner hakt ein: „Stellen Sie sich mal vor, es ist schlechtes Wetter, alle Welt will in dieses Spaßbad. Dann bricht alles zusammen.“ Der Verkehrsfluss werde dadurch noch schlechter, prophezeit Büttner. In Anbetracht der Tatsache, dass 2020 der Hessentag nach Bad Vilbel komme, sei es für alle wichtig, sich jetzt damit zu befassen.
„Es fehlt im ganzen Rhein-Main-Gebiet ein ordentliches Verkehrskonzept. Jede Ortsumfahrung verlagert den Stau in die nächste Ortschaft“, stellt Vogel klar. Seiner Meinung nach hätte die Hohe Straße dreispurig ausgebaut werden müssen. Habe man den Stau auf der L 3008 überwunden, stehe man spätestens an der Friedberger Straße Richtung Frankfurt. „Wir brauchen ein Konzept für die nächsten 20 Jahre“, fordert Büttner.
Ein Problem bei der Stau-Thematik sei auch die Niddertalbahn. „Es ist ein Versäumnis der Deutschen Bahn, in der Hauptverkehrszeit keinen weiteren Doppelstockwagen einzusetzen“, moniert Bürgermeisterin Rück. Und Vogel ergänzt: „Durch die Unzuverlässigkeit der Bahn steigen viele aufs Auto um.“ Locker 5000 Fahrzeuge könne man so von der Straße bekommen. Die schnellste Lösung sei daher als erstes die Ausweitung der Kapazität der Niddertalbahn. Ein Problem, das Bad Vilbel nur bedingt interessiert. „Das ist für unsere Kommunen eine Hauptverkehrsader“, sagt Rück. Bislang warten die drei Kommunen Nidderau, Schöneck und Niederdorfelden auf die Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie, die gemeinsam mit dem RMV und dem Kreis in Auftrag gegeben wurde. „Die Ergebnisse hätten wir schon längst bekommen sollen“, schimpft Büttner. Dieses Jahr soll die Studie fertig werden, erklärt RMV-Sprecher Sven Hirschler auf Nachfrage. „Die Planungen laufen.“ Zurzeit würden „die genauen Rahmenbedingungen“ ermittelt.
Den drei MKK-Politikern ist der Kontakt nach Bad Vilbel wichtig. „Wir müssen gemeinsam eine Aktion starten“, sagt Büttner. „Wir können das allein nicht mehr schultern, da müssen Bad Vilbel und das Land mitziehen, um etwas zu erreichen.“ Eine Anfrage der AGNV für ein Treffen an den Ersten Stadtrat und Verkehrsdezernent Sebastian Wysocki (CDU) läuft seit Dezember. „Bislang kam von dort keine Antwort“, sagt Vogel. Die Politiker hoffen, dass sich das bald ändert.