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Projekt Rechenzentrum kostet 160 Millionen Euro

Rechenzentrum Bad Vilbel Modell Foto: Privat
Rechenzentrum Bad Vilbel Modell Foto: Privat

Bad Vilbel. Kleiner Antrag, große Wirkung. Am Dienstagabend wurde in der Sitzung des Planungs-, Bau- und Umweltausschusses der Tagesordnungspunkt »14. Änderung Bebauungsplan ›Krebsschere‹ in Bad Vilbel, Gemarkung Massenheim, nach dem Baugesetzbuch (BauGB)« aufgerufen und den Mitgliedern vorgestellt. Was sperrig klingt, ist einfach zu erklären: Bad Vilbel soll ein Rechenzentrum bekommen.
Grundstück
in der Zeppelinstraße

Die Digitalisierung wird wichtiger und wichtiger – und das nicht erst seit Corona viele Menschen ins Homeoffice versetzt hat. TV, Streaming, Smartphones und ihre Apps. »Das alles ist ohne schnelles Internet kaum möglich«, sagte Stadtwerke-Geschäftsführer Klaus Minkel. »Rechenzentren werden gebraucht und die Nachfrage ist groß.«
Deshalb soll Bad Vilbel ein eigenes bekommen. In der Massenheimer Zeppelinstraße soll das rund 160 Millionen Euro teure Projekt auf 10 000 Quadratmetern realisiert werden. Umgesetzt wird das Projekt von der WV Energie AG, den Stadtwerken, deren Immobilienbetrieb sowie der OVAG. »Der Bauantrag ist bereits gestellt«, sagt Klaus Minkel.
Drei jeweils 30 Meter hohe Schornsteine
Weil ein Rechenzentrum rund um die Uhr laufen müsse und man sich auch für den Notfall absichern müsse, brauche es Dieselaggregate. »Normalerweise werden dafür zwölf Schornsteine benötigt, in Bad Vilbel sind es nur drei. Allerdings sind sie 30 Meter hoch.« Diese Art von Bebauung sei im Bebauungsplan nicht festgeschrieben. Heißt: Das Vorhaben entspricht im Hinblick auf die Höhe der erforderlichen technischen Aufbauten des Rechenzentrums nicht den Festsetzungen des rechtskräftigen Bebauungsplans »Deshalb wurde die Änderung beantragt.«
Nur acht km entfernt vom Internet-Knoten
Und so versteckt sich hinter der »14. Änderung eines Bebauungsplans« ein Mega-Projekt für die Quellenstadt. Stadtwerke-Geschäftsführer Minkel berichtete, dass es schon seit einigen Jahren diese Überlegungen gebe. »Eine geplante Gewerbeansiedlung vor einigen Jahren hat sich aber zerschlagen. Seitdem ist das Rechenzentrum Thema. Jetzt haben wir die gute Fläche in Massenheim.«
In einem Rechenzentrum ist die sogenannte Rechentechnik – Computer, Speicher, Netzwerkkomponenten – verarbeitet. Außerdem wird die dazugehörende Infrastruktur dort aufbewahrt. Die Hessische Ministerin für Digitale Strategie und Entwicklung, Kristina Sinemus, hatte Mitte Mai dieses Jahres erklärt, dass die Region Frankfurt/Rhein-Main die am schnellsten wachsende Rechenzentrumsregion in Europa sei. Diese Spitzenposition müsse weiter ausgebaut werden.
Freie Fläche und keine direkten Anwohner
Minkel berichtete von »gewaltiger Nachfrage«. Der große Internet-Knotenpunkt in Frankfurt ist nur acht Kilometer entfernt. »Und alle wollen so nah wie möglich an diesen Knotenpunkt. Deshalb ist die Lage ideal.« Er betonte: »Auch unser Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir befürwortet diese Entwicklung.« In Bad Vilbel gebe es viele weitere Vorteile – beispielsweise den Standort selbst. Keine direkten Anwohner, auf einer freien Fläche in einem Gewerbegebiet. »Das war uns ganz wichtig«, sagte Minkel.
Außerdem spiele auch die Nachhaltigkeit bei dem Projekt eine große Rolle. Stadtwerke und auch die Therme (Kombibad) – wenn sie denn mal gebaut ist – wollen die Abwärme des Rechenzentrums nutzen. Minkel blickte voraus: »Photovoltaikanlagen auf dem Dach und eine Begrünung von Fassaden und Dach sind ebenfalls geplant.«
Von Patrick Eickhoff