Eine praktische Abschlussarbeit haben fünf Absolventen der Bad Vilbeler Brunnenschule abgeliefert. Sie stellten für die Kindertagesstätte Trauminsel in Dortelweil zwei Picknickbänke her.
Bad Vilbel. Richtig schick sehen sie aus, die beiden hölzernen Sitzgarnituren, auf denen die Kita-Kinder fast schon wie auf einer Schulbank sitzen. 930 Euro hat sich die Kindertagesstätte das kosten lassen – und dazu ein gutes Werk unterstützt. An der Brunnenschule, einer Bad Vilbeler Förderschule, haben sich fünf Schüler der Abschlussklasse 11h ein halbes Jahr lang mit dem Auftrag beschäftigt. Parallel zu der Vorbereitung auf den Hauptschulabschluss machten sie sich jeden Donnerstag im Unterricht Arbeitslehre Holz mutig ans Werk.
Wie im Berufsleben
Doch dabei ging es nicht bloß ums reine Schreinern, erläutert Ausbilderin Gunhild Redeker. Ganz wie im richtigen Berufsleben ging es darum, den ganzen Prozess abzuarbeiten, den ein selbstständiger Handwerker zu leisten hätte. Ein Ablaufplan musste erstellt, Leim bestellt und Preise kalkuliert werden. „Das war schon schön zu sehen, es interessieren sich auch andere für unsere Arbeit“, freut sich Fabian Kokot, einer der fünf Schüler. „Wir haben uns immer wieder aufgerafft, den Zeitplan einzuhalten“, berichtet er. Dafür hätten die Schüler auch länger gearbeitet.
Der Kontakt der Kita zur Brunnenschule kam bei einem Gespräch im Sommer 2011 zustande, berichtet Trauminsel-Leiterin Christa Hillenbrand. Sie habe sich daran erinnert, als für den noch kahlen, bislang nur mit einem Pflanzbeet bestückten Schulhof die Möblierung anstand. Vom Baumarkt wäre es zwar billiger gewesen, aber keine Maßanfertigung, sagt sie.
Die berufliche Qualifikation sei an der Brunnenschule sehr wichtig, berichtet Redeker. Schon drei Jahre vor ihrem Abschluss werden die Schüler auf das Arbeitsleben vorbereitet. Doch die Verwirklichung des Schreinerwerkes wäre nicht möglich gewesen, hätte der Rotary Club Bad Vilbel der Brunnenschule vor drei Jahren nicht eine professionelle kleine Schreinerwerkstatt gesponsert. „Seit Freitag haben wir auch einen Spritzstand, können das Holz lackieren und neben Schreiner- auch Maler- und Lackiererarbeiten machen.“
Weitere Aufträge
Die Brunnenschüler sahen sich auch in der Kita um, wo die „Kommunikationsinseln“ stehen sollten, besprachen mit Hillenbrand Zeichnungen und technische Daten. 25 Kita-Kinder gingen auf Gegenbesuch und schauten sich die Werkstatt an. Dabei konnten die Kinder selbst erste Erfahrungen mit der Holzverarbeitung sammeln, als sie Holz-Sterne aussägen und mit nach Hause nehmen durften. Das Projekt wurde zudem in Kooperation mit dem Fraunhofer-Institut Pfinztal durchgeführt nach der „TheoPrax“-Methode (Theorie & Praxis). Sie wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und dem Hessischen Kultusministerium anerkannt. Die entsprechende Urkunde konnten die Schüler ihren Bewerbungen beifügen.
Alle haben inzwischen ihren Hauptschulabschluss in der Tasche, dazu vier der fünf Schüler auch eine Ausbildung. Fabian Kokot fängt eine Schreinerlehre an und tritt in die Fußstapfen seines Vaters. Das Projekt mit der Picknick-Garnitur habe sein künftiger Arbeitgeber gut gefunden. Über die Noten hinaus beweist es praktische Fähigkeiten: „Ich kann auch etwas bauen“. Damit auch künftige Absolventen praktische Arbeiten ausführen können, nehme die Brunnenschule weitere Aufträge an, so Ausbildungsleiterin Redeker. Gefertigt werden könnten etwa große Blumenkübel, Bänke, Tische oder Schränke.