Schülerbetreuung ist nicht das Kerngeschäft des SV Fun-Ball. Doch der Dortelweiler Sportverein und die benachbarte Regenbogenschule haben seit einem halben Jahr ganz viel an organisatorischer Feinarbeit geleistet. Die Schule hofft, ihr Ganztagsangebot auf fünf Tage ausbauen zu können. Jetzt sind es erst drei.
Bad Vilbel. Auf dem Kleinfußballfeld, das der DFB der Schule gespendet hat, ist an diesem Nachmittag richtig viel los. Mit einem Ball, manchmal auch zwei, stürmen die Regenbogenschüler auf die Tore zu, ab und zu unterbrochen von Rugby-ähnlichen Einzelgefechten. Veronique Bellando schaut dem munteren Treiben entspannt zu. Sie ist für den Verein Fun-Ball gemeinsam mit drei Kolleginnen zuständig für die Betreuung an den drei Ganztags-Schultagen.
Nebenan im Container, der „Oase“, haben sich zwei Jungs in einer Sitzecke hinter Kissen versteckt, die anderen spielen gerade das Spiel „Alles lacht“. Der ruhigere Teil des Nachmittags ist zu dieser Zeit längst vorbei: die Hausaufgabenbetreuung. Die findet bei Lehrern im Schulgebäude statt.
364 Schüler hat die Dortelweiler Regenbogenschule – verteilt auf Dortelweil-West und den alten Ortsteil. Sie auch nachmittags zu betreuen, ist eine ziemlich aufwendige Sache. Offenbar gibt es in diesem Stadtteil besonders viele berufstätige Eltern. Diese gründeten schon 1997 den Verein für familienbegleitende Erziehung. Heute betreut er 170 Kinder in drei Schülerbetreuungseinrichtungen und zwei Hortgruppen.
Sport und Spiel
Als die Regenbogenschule im Schuljahr 2011 / 12 ins Ganztagsprogramm kam, holte man sich zur Betreuung der Schüler mit Mensa und der Zeit bis zu den Nachmittags-AGs den Arbeiter-Samariter-Bund als Dienstleister. Das kostenlose Ganztagsangebot sei keine Konkurrenz, sondern Ergänzung zu dem kostenpflichtigen Elternverein, betont Tschauner. Nur dort wird verbindlich an fünf Tagen Betreuung gewährleistet. Die Ganztagsbetreuung gibt es nur an drei Tagen von 12.30 Uhr bis 15 Uhr. Derzeit nutzen sie 50 bis 60 Dritt- und Viertklässler.
Seit diesem Jahr ist der ASB draußen. „Es war ein sehr großer Verein, es war sehr schwierig, mit den Menschen in Kontakt zu treten“, umreißt Schulleiterin Christine Tschauner die Probleme. Das kann mit dem neuen Anbieter nicht passieren. Der Fun-Ball ist unmittelbarer Schulnachbar, seine Aktiven gestalten bereits Badminton- und Basketball-AG. Neu dazu gekommen sind Angebote in Parkour und Fußball.
„Die Schule kam auf uns zu“, erläutert der Fun-Ball-Vorsitzende Stefan Kött. Schon im Vereinszweck sei die sportliche Erziehung von Jugendlichen genannt. Mit der Betreuung wolle man auch soziale Verantwortung übernehmen. Gewinn könne jedenfalls nicht gemacht werden, denn alle etwaigen Überschüsse gehen zum Ende des Schuljahres zurück in den Schuletat und verfallen, erläutert Tschauner. „Gut und reibungslos“ sei es bisher gelaufen, sagt Kött. Er sehe auch den Auftrag, „Bewegung in die Schule zu tragen“, denn es gebe „nicht nur bildungsferne, sondern auch bewegungsferne Schichten“.
Mütter machen mit
Anfangs sei es für den Fun-Ball eine große Herausforderung gewesen, geeignetes Personal zu finden, so Kött. Die vier Betreuerinnen sind ehemalige Mütter, die im Fun-Ball mitarbeiteten, und Ex-Personal des ASB. Grundvoraussetzung war ein Erste-Hilfe-Kurs, auch musste der für Sportvereine verbindliche Verhaltenskodex zum Kindeswohl unterschrieben werden, erläutert Susanne Ely, die Geschäftsstellenleiterin des Fun-Ball.
Im praktischen Alltag ist aber vor allem Geduld und Überblick gefordert. Die Betreuerinnen müssen darauf achten, dass die Kinder zu den eingeteilten Zeiten (nicht alle gleichzeitig) zur Hausaufgabenbetreuung gehen, ihre AG-Termine nicht vergessen. Gemeinsam mit den Kindern gehen die Betreuerinnen auch zur Mensa. Dort kocht der Caterer neuerdings vor Ort selbst, statt dem früher mit Konvektoren aufgewärmten Essen des ASB – eine Schule mit Restaurant. Und Schule ist schon lange nicht mehr bloß Lern-, sondern auch Lebensort.
Die neue Kooperation zwischen Regenbogenschule und Fun-Ball verläuft problemlos und auch wunschlos. Er habe „keine großen Visionen“, sagt Kött, ihm sei wichtig, dass es „nachhaltig und gut funktioniert“.
Die Regenbogenschule möchte gerne auch den ersten und zweiten Jahrgang am Ganztagsprogramm beteiligen. Sie hofft auf die erforderlichen Landesmittel in den nächsten Jahren. „Dann kämen wir unserer Vision einer Ganztagsschule als Lebensraum, in der wir mit den Kindern Zeit für individuelles und selbstgesteuertes Lernen haben, einen großen Schritt näher“, so Christine Tschauner.
Sie denkt bereits an das Schuljahr 2014/15. Und hofft, dass die Regenbogenschule dann Mittel für fünf Tage Ganztagsschule bekommt. Jetzt ist es eine Lehrerstelle, die zum Teil in Mittel eingelöst werden kann, eine halbe soll dazu kommen. Eigentlich müsste die Ganztagsschule nur bis 14.30 Uhr betreut sein, „wir liegen jetzt schon bei 15 Uhr“, betont sie.