Großer Applaus am Dienstagabend im Bad Vilbeler Stadtparlament. Die Abgeordneten aller Fraktionen klatschen sich zu. Selten zuvor ist ein Beschluss so einvernehmlich gefasst worden wie der jetzt offiziell beschlossene Umzug der Stadtverwaltung nach Dortelweil.
Bad Vilbel. Als „Sternstunde der Demokratie in Bad Vilbel“ bezeichnet Jörg-Uwe Hahn (FDP) nach der Sitzung das, was zuvor so unkompliziert gelaufen ist. Und auch Parlamentsvorsteher Herbert Anders (CDU) staunt nicht schlecht, als sich aus den Reihen der Fraktionen kein Redner meldet.
Bereits im Haupt- und Finanzausschuss heute vor einer Woche war schon kaum noch ein kritisches Wort zum Umzug ins Wüstenrot-Gebäude zu vernehmen. Der Punkt wurde nur deshalb nicht gleich in den Teil der Sitzung ohne Aussprache verschoben, weil die Grünen eben doch noch eine Gegenrede vermuteteten. Doch Ulrich Rabl – Intimfeind der Stadtwerke und deren Chef Klaus Minkel –, dem diese Rolle wohl zuzuschreiben ist, hatte sich krank gemeldet.
Und so bleibt es in der Sitzung Bürgermeister Thomas Stöhr und Stadtrat Klaus Minkel (beide CDU) vorbehalten, ein letztes Mal zu loben und zu danken. Stöhr schildert, dass auch Repräsentanten des Handels und der Haus- und Grundbesitzer in der Stadt die nun gefundene Lösung als sehr gut befinden. Äußerst wichtig sei ihnen gewesen, dass das Bürgerbüro künftig im Kurhaus sein wird. Dort soll auch noch über die Einrichtung eines Stadt- und Tourismusbüros nachgedacht werden. Auch von seiten des Personalrats und der allermeisten Mitarbeiter habe es positive Signale gegeben, sagt Stöhr.
Der erste anerkennende Applaus aller Fraktionen brandet auf, als Stöhr den Vätern dieses Deals, Minkel und dem Stadtrat sowie früheren Vorstandschef des Wüstenrot-Vorbesitzers Dresdner Bauspar, Rüdiger Wiechers, (CDU) dankt. Sie hätten die Chance frühzeitig erkannt. Minkel reicht das Lob an Wiechers weiter. Der habe durch seine weiter bestehenden Beziehungen in das Haus früh davon erfahren, dass Wüstenrot das Gebäude aufgeben wolle. Dadurch sei auch der Verbleib der Mitarbeiter in Bad Vilbel akut gefährdet gewesen. Über viele Jahre war Wüstenrot der größte Steuerzahler der Stadt. „Er ist blitzschnell in die Verhandlungen eingetreten. So konnten wir ein ungelöstes Problem zu unnachahmlichen Konditionen lösen. Das ist schon ein einzigartiger Fall“, schwärmt Minkel.
Er bezieht sich damit nicht nur auf den günstigen Kaufpreis von acht Millionen Euro. Sondern auch darauf, dass die Stadt faktisch ohne Kaltmiete ins Gebäude einziehe, da die durch die Vermietung einer Etage im Brunnenkarree an Wüstenrot getragen werde und sogar noch eine Gewinnausschüttung an die Stadt ermögliche. Zudem mache die Stadt Gewinn durch den Verkauf des jetzigen Rathauses in der Parkstraße und komme auch in der Flüchtlingsproblematik weiter. Und so verlässt auch Wüstenrot-Sprecher Dirk van Issem direkt nach der Abstimmung zufrieden das Parlament.