Eine Woche lang nimmt der CDU-Stadtverordnete Albrecht Gauterin (26) an einer internationalen Konferenz von Auslandskoreanern in Südkorea teil. Eingeladen ist er als deutscher Mandatsträger mit koreanischen Wurzeln, denn seine Mutter Gija Gauterin stammt aus Südkorea.
Karben. Dass es mit der Bewerbung um die Teilnahme am Oversea Korean Poltical Forum in Südkorea geklappt hat, kam überraschend für den jungen Stadtverordneten Albrecht Gauterin. „Ich bin schließlich nur auf lokaler Ebene ehrenamtlich in einer sehr kleinen Stadt tätig. Andere Teilnehmer sind amerikanische Kongressabgeordnete oder arbeiten bereits jahrelang hauptberuflich in großen politischen Organisationen“, erklärt Gauterin. Vor einigen Wochen teilte ihm der südkoreanische Generalkonsul aus Frankfurt mit, dass er zur Konferenz nach Seoul eingeladen sei.
Der älteste Sohn von Eckart und Gija Gauterin wird dort der einzige Vertreter aus Europa sein und der jüngste Teilnehmer überhaupt. „Was mich genau erwartet, weiß ich noch nicht“, bekennt Gauterin. Auf jeden Fall gehe es darum, miteinander in den Austausch zu kommen. Im Mittelpunkt stünden zentrale politische Fragen zur Friedens- und Sicherheitspolitik im asiatischen Raum und zur Wiedervereinigung Koreas. „Ich könnte etwas zu den deutschen Erfahrungen beitragen und die deutsche Sichtweise erläutern“, sagt Gauterin, der die deutsche Staatsangehörigkeit hat.
Wenige Tage vor dem Flug nach Seoul sitzt er noch ganz entspannt auf dem grünen Rasen seines Elternhauses, dem Hofgut Gauterin in Petterweil. Der junge Mann freut sich auf die bevorstehende Reise mit der extra Portion Politik. Seine Uni-Woche mit Vorlesungen und Seminaren ist vorbei. Gauterin studiert Politikwissenschaft an der Goethe-Universität.
Belegt hat er auch Rechtswissenschaften, ein Fach das seine Mutter auch studiert hat. Gija Gauterin ist von Haus aus promovierter Juristin und kam nach Deutschland im Rahmen eines Auslandssemesters. Hier lernte sie Eckart Gauterin kennen, Ur-Petterweiler in der fünften Generation, gründete mit ihm eine Familie und kehrt seitdem nur zu Besuchszwecken nach Südkorea zurück. Sohn Albrecht hat schon mehrfach die Heimat seiner Mutter besucht, spricht fließend Koreanisch und Englisch und rechnet nicht mit Verständigungsschwierigkeiten auf der Konferenz.
Wenn er nach zehn Stunden Flug in Seoul landet, erwartet ihn ein straffes Programm. Die Tagung beginnt in der südkoreanischen Hauptstadt, wo 40 Auslandskoreaner aus elf Ländern aufeinander treffen werden. Dann geht es nach zwei Tagen weiter auf die subtropische Insel Jeju, etwa 75 Kilometer südlich der koreanischen Festlandsspitze. Dort wird seit 2001 das Jeju Forum for Peace and Prosperity ausgerichtet. Auch hier rechnet Gauterin mit spannenden Begegnungen und Diskussionen, denn hochrangige Politiker aus Südkorea und dem asiatischen Raum sind angekündigt. Gespannt ist er auf den Vortrag über die aktuelle nordkoreanische Atompolitik und das Abendprogramm: Ein Bankett, zu dem der südkoreanische Außenminister erwartet wird.
Die Aufmerksamkeit südkoreanischer Medien hat Gauterin schon jetzt. Anfang Mai tauchte ein Team des größten Nachrichtensender YTN World in Karben auf. Sie filmten ihn auf der Stadtverordnetenversammlung, zu Hause und an der Universität. Dass ihr älterer Sohn häufiger in den Medien auftaucht und ein Leben mit viel Politik führt, nimmt die Familie gelassen. So kennen sie ihn, denn an der Kurt-Schumacher-Schule war er bereits Schülersprecher. Nach dem Abitur 2011 fragte ihn Ingrid Lenz, Stadtverordnete der CDU, ob er bei der Kommunalwahl kandidieren wolle. „So bin ich eingestiegen“, bekennt Gauterin und lässt erkennen, dass er das nicht bereut hat. Nur manchmal würden die Eltern mahnen, dass es noch etwas anderes gebe im Leben als jeden Abend Termine und Sitzungen.