Hoher Besuch in Burg-Grä- fenrode. Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) besuchte dort das Mütterzentrum. Und er hatte auch einen Scheck im Gepäck – ausgestellt auf 12 000 Euro.
Karben. Eigentlich könnte man meinen, es sei ein ganz normaler – wenn auch gut besuchter – Mittwochnachmittag im Mehrgenerationen-Café im Müze. „Nein, gar nicht“, scherzt die zweite Vorsitzende des Vereins, Tanja Fischer, auf die Frage, ob sich der Verein denn über den hohen Besuch aus Wiesbaden freue und aufgeregt sei. „Doch, natürlich“, fügt sie sogleich an. Und der Chef der Landesregierung kommt, wenn auch mit etwa einer halben Stunde Verspätung. Drei Wagen rollen an, Bouffier im ersten, Mitarbeiter und Sicherheit im zweiten. Und in einem Bus kommt dann auch Gattin Ursula mit reichlich Pressevertretern im Tross. Denn Bouffier befindet sich auf Tour, es ist der internationale Tag der Familie.
Über 4000 Kitas
Und den will man einmal richtig medial in Szene gesetzt wissen. Auch wenn sich Volker Bouffier zum Empfang jovial – das kann er eben – gibt und sich mit Mädchen und Jungen locker unterhält, weist er eben auch auf die Bedeutung dieses Tages hin. „Die Familie ist nicht nur beim Wort zum Sonntag wichtig, sie ist der Grundstein und die Schule des Lebens“, sagt er dann in öffentlicher Runde. Es gebe über 4000 Kitas, 300 Familienzentren und 2000 Schulen in Hessen. „Dafür gibt es aber keinen Masterplan, sondern nur einen Rahmen, in dem sich Dinge ganz individuell entwickeln. Wie legen erstmals den Schwerpunkt auf die Familie, wollen uns vor Ort umsehen, uns Informationen und Anregungen holen“, schildert Bouffier.
„In vielen kleinen Orten gibt es nichts mehr“, bedauert der Landesvater, freut sich aber auch, dass sich solche Einrichtungen wie das Karbener Mütterzentrum entwickeln und an Anziehungskraft gewinnen. „Die 12000 Euro Förderung sind deswegen als Anschwung und Motivation zu verstehen“, sagt er und übergibt den Bescheid an die Müze-Vorsitzende Gabriele Ratazzi-Stoll. Und die erklärt dem Ministerpräsidenten gerne, wie der Verein 1989 als Selbsthifeeinrichtung entstanden ist und sein Angebot ständig erweitert hat.
Das setze vor der Geburt eines Kindes an und setze sich mit umfangreichen Beratungs- und Betreuungsangeboten immer weiter fort. Ehrenamtliche Familienhelferinnen und Gastgeber bei Kaffee- und Spielenachmittagen seien wichtige Säulen der Arbeit, „wir haben von Anfang an Jugendliche und auch Ältere eingebunden.“ Seit 2011 habe sich die Zahl der Kindertagesplätze nahezu verdoppelt.
„Das kostet alles Geld“, die Förderung komme sehr gelegen, auch wenn sie nicht für den finanziellen Aufwand reiche. Vizevorsitzende Fischer erklärt, dass man das Geld beantragen müsse und nun schon zum zweiten Mal erhalten habe. Auch eine Belohnung dafür, dass das Müze Pilotprojekt für das Well- come-Familienprogramm mit ideeller Unterstützung des Kreises gewesen ist. Nach fünf Jahren maximal aber ist Schluss mit der Förderung, weiß Fischer.
Sonntags geöffnet
Der Verein plane derzeit auch Öffnungszeiten am Sonntag. Den Auftakt bildet der 25. Mai, an dem Polizei und Feuerwehr dem Müze einen Besuch abstatten. „Derzeit haben wir 140 Mitglieder, die Tendenz ist steigend, Karben ist ein Zuzugsgebiet“, sagt sie. Bouffier spielt seinen Trumpf als Gießener aus: Über Karben müsse man ihm nichts erzählen,, „neu gelernt habe ich aber, dass Burg-Gräfenrode der schönste Stadtteil ist“, scherzt er. Er freut sich auch, dass aus dem ehemaligen Schulgebäude seit seiner Eröffnung im Januar ein so schöner Treffpunkt für alle Generationen geworden ist. Das sei auch gut so. „Denn schließlich ist Guido Rahn hier zur Schule gegangen, hier nahm das Elend seinen Anfang“, scherzt er in Richtung des Karbener CDU-Bürgermeisters.
Der nimmt’s gelassen, schaut zu, als Bouffier ein Schild, das auf ein offizielles Familienzentrum in Hessen hinweist, anbringt. Mit Fingerfarbe verewigt er dann seine Hände auf einer Leinwand. Beim Kaffee und Kuchen schalten die Bouffiers ein wenig ab, sprechen noch mit weiteren Vertretern des Vereins. Und verabschieden sich dann zum nächsten Termin.