Was sie eint, ist die gemeinsame Heimat – und die Liebe zum Fußball: Mehr als zwei Dutzend Flüchtlinge aus Eritrea haben sich zu einem neuen Karbener Team zusammengefunden. Um sich etablieren zu können, hoffen die Kicker nun auf die Unterstützung der einheimischen Vereine.
Karben. „Gol!“ Der Ruf, der ein wenig klingt wie das englische Wort „Goal“, ist eritreisch – und bedeutet in der Tat auch „Tor“. Gerade hat Robel (25) den Ball im Gehäuse versenkt, sein Team freut sich. Am Spielfeldrand sitzen einige Freunde, schauen zu, aus Boxen ertönt Musik. Für Karbens neueste Fußballmannschaft ist die Trainingszeit ein wichtiger Treffpunkt – für die sportliche Begegnung, aber auch für den Austausch.
Denn die gut zwei Dutzend Spieler sind Flüchtlinge, die aus Eritrea nach Karben gekommen sind. Vor gut zwei Jahren hatte Spieler und Trainer Habtom Semere (27) die Idee, ein Team zu gründen und die Flüchtlingshilfe um Hilfe gebeten. Seither treffen sich die Spieler zweimal die Woche auf dem Kloppenheimer Bolzplatz. „Für uns sind die regelmäßigen Treffen schön“, erklärt Spieler Tachle (32). Gemeinsam mit seinem Freund Robel spricht er über die besondere Verbundenheit im Team.
Leichte Verständigung
So müssten sie sich eben keine Gedanken über die Sprache machen, was bei einem Mitspielen in einer deutschen Mannschaft vielleicht der Fall wäre. „Auch mit einem Blick auf die bestehenden türkischen Mannschaften zeigt sich, dass auf dieser Ebene wohl noch einmal ein anderer, tieferer Austausch möglich ist“, erklärt Elke Stelz, die das Projekt für die Flüchtlingshilfe von Tag eins an unterstützt hat.
Dass das Angebot ankommt, zeigt die Trainingsbereitschaft: Viele der jungen Männer stoßen noch nach der Arbeit dazu, ein Spieler kommt gar mit dem Rad aus Wöllstadt, um an den regelmäßigen Trainingseinheiten teilzunehmen. Doch gerade beim Blick auf die Trainingszeiten wird ein Problem deutlich. Denn die Flüchtlingshilfe kann zwar unterstützen – etwa in Form von 20 Euro pro Person beim Kauf von Fußballschuhen oder Trikot. Doch die ehrenamtliche Hilfe stößt an ihre Grenzen – und zwar dort, wo der Kontakt zu anderen Fußballteams nötig ist.
Ohne festen Coach
So trainiert die Truppe bislang ohne eigene Trainingszeiten und ohne festen Coach. Zwar treffen sie sich regelmäßig auf dem Bolzplatz – doch eine Gewähr, dass dieser frei ist, gibt es nicht. „Wir suchen daher dringend einen festen Trainingsplatz mit festen Zeiten“, betont Stelz. Da dies jedoch Vereins- und nicht Sache der Stadt sei, ist der Kontakt zu anderen Vereinen dafür essenziell. Und auch bei der Suche nach einem Coach baut Stelz auf die Vereine. Denn Trainer Habtom, der aktuelle Ansprechpartner für die Mannschaft, spielt selbst – auch im Groß-Karbener Verein. Seine Zeit ist knapp bemessen.
Der Wunsch: ein fester Coach, der die Potenziale erkennt und fördert. Dass diese vorhanden sind, zeigen die ersten Erfolge: So haben sie jüngst bei einem Gießener Turnier den zweiten Platz belegt, außerdem den ersten Preis für faires Spiel gewonnen. (jkö)