Karben. Endlich wieder Wachstum bei der Wirtschaft: Das wünschen sich die Politiker in Karben. Deshalb schieben sie nun ein neues Gewerbegebiet an. Zwischen Okarben und Kloppenheim sollen Firmen auf mehr als 15 Hektar neue Möglichkeiten zur Ansiedlung bekommen. Die Vorschläge aus dem Stadtparlament nehmen konkrete Formen an: Die Stadt und die Hessische Landgesellschaft (HLG) als größter Grundbesitzer und Projektentwickler wollen das Gewerbegebiet auf die Beine stellen.
Zum zweiten Mal bereits kamen dieser Tage Stadtbaurat Gerd Rippen (Grüne) und der Gießener Geschäftsstellenleiter der HLG, Gunther Thias, zu Gesprächen zusammen. „Wir haben generell immer wieder Interessenten“, berichtet Rippen von Firmen-Anfragen. Zwar liege derzeit „keine spezielle, größere Anfrage“ vor, doch fehlten in Karben Entwicklungsmöglichkeiten für Firmen. „Es gibt in Karben keinen einzigen Quadratmeter mehr“, erklärt CDU-Fraktionsvize Guido Rahn. Das habe zum Abwandern von Arbeitsplätzen geführt. So habe sich der Automobilzulieferer Contitech Techno Chemie aus dem Klein-Karbener Industriegebiet mit einer Erweiterung von 150 Jobs in Friedberg statt in Karben angesiedelt, „weil sie einfach keine Flächen mehr fanden“. Guido Rahn fürchtet: „Wer einmal weggegangen ist, wird nicht wieder zurückkehren.“
Deshalb hatte das Parlament bereits in seiner Stellungnahme zum Regionalen Flächennutzungsplan Mitte 2007 die 20 Hektar große Fläche rund um den Toom-Markt als Wunsch nach Frankfurt gemeldet. Im November legte die SPD-Fraktion noch einen konkreten Antrag zum Erschließen der am schnellsten entwickelbaren Gewerbefläche nach. Das sei diese Fläche, sagt Rippen nach Überprüfen der Alternativen.
Mit der HLG als Entwickler will die Stadt das Gewerbegebiet realisieren, ohne Geld in die Hand zu nehmen – wie es auch für das Baugebiet Sauerborn in Kloppenheim vorgesehen ist. „Wenn die Stadt die Planung initiiert, gehen wir gerne mit“, sagt Gunther Thias von der HLG. „Wir setzen das um, was die Stadt beschließt.“ Die Flächen in dem Bereich besäßen die HLG und das Land Hessen bereits seit mehr als 20 Jahren.
Stadtrat Rippen hofft, dass die Fläche schon in der nächsten Fassung des Regionalen Flächennutzungsplanes enthalten ist. Dieser soll 2010 in Kraft treten. Jedoch könne es noch einige Zeit bis zum Baubeginn dauern, da anschließend auch noch ein Bebauungsplan beschlossen werden müsse, sagt Rippen. „Ohne die Nordumgehung Groß-Karben geht das nicht“, erinnert Guido Rahn. Denn über sie sei die Erschließung möglich.
So lange will die Koalition aus CDU, FWG und FDP nicht warten. „Wir brauchen schnellere Alternativen“, fordert Rahn. Im Blick hat er die südliche Erweiterung des kleinen Okarbener Gewerbegebietes Spitzacker. Fünf Hektar Bauland können dort per Bebauungsplan noch erschlossen werden. Die Grundstückseigner und Investoren – drei örtlichen Firmen – drängen die Stadt dazu, mit dem Planen auf eigene Kosten loszulegen. Das Rathaus prüft die Verträge. Dann muss eine Anbindung der Straße Am Spitzacker an die B 3 geplant, genehmigt und gebaut werden.
Auf den Flächen rund um den Toom-Markt könne sich außer Gewerbe und Dienstleistern auch Einzelhandel ansiedeln, erklärt Baustadtrat Rippen. Allerdings dürften Läden maximal 700 Quadratmeter Verkaufsfläche haben. Lebensmittelmärkte seien nicht zulässig. „Bei Lebensmitteln hat Karben eine 100-prozentige Versorgung.“ (den)