Bad Vilbel. »Das könnte die kürzeste Sitzung werden, die wir je hatten«, sagte Martin Gecks, der die Freien Wähler im Haupt- und Finanzausschuss vertritt, gleich zu Beginn. Tatsächlich stand effektiv nur ein Punkt auf der Tagesordnung, doch der hatte es in sich. Die Stadt will zwei Grundstücke im Norden Dortelweils kaufen, um darauf lokalen Unternehmen neue Gewerbeflächen anbieten zu können.
»Das ist ein strategisch wichtiger Schritt«, betonte Bürgermeister Thomas Stöhr (CDU) in der Sitzung vorige Woche. »Im Gewerbegebiet »Am Stock« sind alle Flächen weitestgehend belegt oder reserviert«, erklärte er. Lokale Unternehmer, die expandieren wollen, brauchten also eine Alternative.
Und damit sie erweitern können, ohne der Stadt den Rücken kehren zu müssen, soll nun nördlich von Dortelweil Richtung Kloppenheim, ein neues, kleines Gewerbegebiet entstehen. Als ersten Schritt dazu hat die Stadt nun die Gelegenheit zwei Grundstücke von insgesamt 3000 Quadratmetern anzukaufen. Sie liegen an der alten B 3 mit etwas Abstand zum Betriebsgelände und den Gebäuden der Stadtwerke.
WOHNRAUM SCHAFFEN
Auf den neuen Gewerbeflächen sollen die lokalen Unternehmen oder Handwerker auch weitere Arbeitsplätze schaffen können, beschrieb Stöhr einen weiteren Effekt, der sich auch schon beim Gewerbegebiet »Am Stock bewahrheitet hätte: »In der Vergangenheit hat sich gezeigt, dass man hierdurch Betriebe zukunftsfähig machen und am alten Standort in Einklang mit der Nachbarschaft zusätzlichen Wohnraum in sehr attraktiven Lagen schaffen kann.«
Das Vorhaben stieß allerdings bei den Grünen auf Kritik. Ralph Mallmann wollte erfahren, wie das Vorhaben in den Regionalen Flächennutzungsplan passe. Stöhr konnte beruhigen. Das Vorhaben sei in Gesprächen mit den Fachgremien des Planungsverbandes positiv aufgenommen worden, sagte er. Dennoch positionieren sich die Grünen klar dagegen, weitere Flächen zu versiegeln.
KRITIK AN VERSIEGELUNG
Dem konnte Martin Gecks nicht zustimmen: »Man muss zwischen Flächenfraß und Wohungsnot abwägen«, betonte er, und auch der Bürgermeister nannte die Einstellung der Grünen »rückwärtsgewandt«. Bezugnehmend auf den Vorwurf der Grünen, es sei nicht garantiert, dass dann auch wirklich lokale Unternehmen die Flächen nutzen, argumentierte Stöhr: »Jeder Bürger kann sich ein Bild machen, wenn er durch »Am Stock« geht und sieht, wie viele Bad Vilbeler Unternehmen dort angesiedelt sind.«
KURZE DEBATTE
Nach einer kurzen intensiven Debatte stimmten schließlich CDU, FDP, SPD und Freie Wähler für den Ankauf der Flächen. Nur die Grünen votierten dagegen. Der Ankauf der beiden Grundstück soll auch der erste Schritt einer größeren Erschließung sein: »Aktuell werden Gespräche über ein Gebiet von etwa sechs bis sieben Hektar geführt. Dies gilt natürlich vorbehaltlich weiterer Entwicklungen«, erklärte Bürgermeister Stöhr.
Der Ankauf beider Grundstücke muss nun noch von der Stadtverordnetenversammlung gebilligt werden. Sie fand am Dienstag dieser Wochen nach Redaktionsschluss im Sport- und Kulturforum statt.