Karben. Die Tage der inzwischen unansehnlichen Gebäude auf dem Raiffeisengelände gegenüber dem Groß-Karbener Bahnhof in Kloppenheim scheinen gezählt zu sein. Ein Investor aus Bad Soden, die Dirk-van- Hoek – Projektentwicklungsgesellschaft, stellte nun den Mitgliedern des Parlamentsausschusses für Stadtplanung und Infrastruktur seine Pläne für die zukünftige Nutzung des 5426 Quadratmeter großen Geländes vor. Dort sollen 28 massive Niedrigenergie-Reihenhäuser auf jeweils 160 bis 220 Quadratmeter großen Grundstücken entstehen.
Da für den Investor junge Familien als Käuferzielgruppe feststehen, wurde vor allem darauf geachtet, dass der Kaufpreis die 200 000 Euro-Marke nicht überschreiten sollte, und zwar erschlossen, mit einer Garage und einem Stellplatz. Dafür müssen die Käufer dann aber auch auf Keller oder eine eigene Zufahrt zum Haus verzichten. „Wir haben einfach mehr Wert auf Grün als auf ausgebaute Erschließungsstraßen gelegt“, erklärt Heinrich Wengerter für die Projektierungsgesellschaft die Pläne. Fünf Zimmer, Küche, Bad auf 141 Quadratmetern, dazu Abstellmöglichkeiten unter dem Dach oder über der eigenen Garage erhält der Käufer als Gegenwert für den Kaufpreis. Außerdem eine zentrale Heizungsanlage für alle 28 Immobilien und den Hinweis, dass die Häuser nach Süden ausgerichtet sind und so im Sommer zusätzlich Energie auftanken können.
Viele Gedanken will man sich über den Schallschutz in Richtung Eisenbahn gemacht haben: Anstatt einer Lärmschutzwand sind parallel zu dem Bahndamm 35 Garagen geplant, die – versehen mit einem Walmdach – den Immissionswert weit unter das vorgeschriebene Maß drücken sollen. Dafür wurden jedoch die Abstellräume für die Mülltonnen vergessen. Da es in der Ausschusssitzung aber erst einmal um die Vorstellung eines Grobkonzeptes für die zukünftige Nutzung des Geländes gehen sollte, spielten solche Details noch keine Rolle.
Ein Jahr suchte der Raiffeisenverband nach einem Käufer für das Gelände. Schon vor Monaten hatte die Genossenschaft ihr Warenlager dort geschlossen. „Ein Landwirtschaftsbetrieb ist hier in Karben nicht mehr ausbaubar, und deshalb wollen wir das Gelände nun verkaufen“, erläutert Heinz Zimmer von der Raiffeisenzentrale in Wiesbaden. Auf einen Abriss vor dem Verkauf hatte Raiffeisen verzichtet, weil die künftige Nutzung noch nicht klar war.
Über den Bau der 28 Häuser muss nun das Stadtparlament entscheiden. Der Ausschuss will sich vorher Referenzobjekte des Investors anschauen. „Damit wir einigermaßen sicher sein können, dass Pläne und Ausführungen später deckungsgleich sind“, erklärt Ausschussmitglied Hannelore Bruhn (SPD).