Karben. Für weitere 30 Flüchtlingen muss die Stadt Karben kurzfristig Platz schaffen. Derzeit werde die Anmietung eines privaten Hauses „sehr zentral“ in der Stadt geprüft, erklärt Bürgermeister Guido Rahn (CDU). Um welches genau es geht, mag er auf Nachfrage nicht sagen.
Allerdings dränge die Zeit: Bis auf sechs seien alle 110 Unterkunftsplätze in vier Häusern in der Stadt belegt – „Oberkante Unterlippe“, so Rahn. Doch bis Ende des Monats müsse die Stadt 30 weitere Unterkunftsplätze bieten.
Immerhin sei der Wetteraukreis sehr kooperativ und weise Flüchtlinge den Kommunen bisher nur zu, wenn diese die Asyl Suchenden auch unterbringen könnten. Der Aufwand für die Stadt zum Organisieren der Unterkünfte und Betreuen der Flüchtlinge und inzwischen 50 ehrenamtlichen Paten sei jedoch enorm: „Wir beschäftigen zwei Mitarbeiter in Vollzeit dafür“, seufzt der Bürgermeister.
Besonders das Kümmern um die kleinen Alltagsprobleme koste viel Zeit. Dafür stelle der Wetteraukreis nur zwei wöchentliche Sprechstunden in sozialer Betreuung für je 200 Flüchtlinge zur Verfügung. „Das reicht natürlich hinten und vorne nicht“, sagt Guido Rahn. Zum größten Problem entwickele sich, dass der Bund die Asylanträge der Flüchtlinge nur sehr langsam bearbeite. „Deshalb sind die Unterkunftsplätze viel länger belegt als nötig“, so der Bürgermeister.
Zwei Drittel der in Karben wohnenden Flüchtlinge kämen vom Balkan – und ihre Verfahren dauerten am längsten, weil offenkundige Asylgründe, wie etwa bei Menschen aus Syrien oder Eritrea, fehlten. Daher würden sie meist nicht als Asylanten anerkannt. Hinzu komme, dass Kreis und Land Asyl-Ablehnungen nicht durchsetzten und auf freiwillige Ausreisen setze.
„Das ist unsozial“, findet Rahn, „denn wir brauchen die Plätze für Flüchtlinge aus Regionen mit Krieg und Verfolgung dringend.“ Weil der Wetteraukreis den Kommunen zudem nicht die kompletten Kosten erstattet, müssen die Karbener immer mehr selbst schultern. Von 110 000 Euro Kosten aus 2014 habe der Kreis nur etwa 50 Prozent erstattet, erinnert Guido Rahn. Eine Klage der Stadt auf volle Bezahlung läuft seit einiger Zeit.
Für dieses Jahr rechnet der Bürgermeister mit 150 000 Euro Kosten, für das jahr 2016 mit rund 200 000 Euro, bleibe der Flüchtlingsstrom weiter so stark. „Wir werden von Bund und Land völlig allein gelassen“, beklagt Stadtrat Michael Ottens (FW). Unfair sei, dass diese Ebenen nicht genug zahlten und der Kreis das Problem an die Kommunen weiterreiche. Wann über die Klage entschieden wird, ist offen. (den)