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Plastik den Kampf ansagen

Katharina Triebinger (geo)
Katharina Triebinger (geo)

Schöneck. Katharina Triebinger weiß wie schwierig es ist, Gewohntes zu ändern. Aber es ist möglich. Die 53-jährige Schöneckerin setzt sich dafür ein, weniger Plastik zu verbrauchen. Den Anstoß, Plastik den Kampf anzusagen gab für die Gesundheitsberaterin ein Erlebnis aus ihrer täglichen Praxis.
Eine junge Mutter und ihr Sohn saßen ihr gegenüber. Die Mutter berichtete, dass ihr Kind an Kreidezähnen leidet. Das sei eine Störung, bei der sich der Zahnschmelz nicht wie üblich bilde. Die Kinder fallen durch karamellfarbene und poröse Zähne auf. Sie schmerzen bei Berührung, bei Hitze und Kälte. »In Deutschland sind etwa acht bis zehn Prozent aller Kinder davon betroffen«, sagt Triebiger. Weichmacher könnten Ursache dafür sein, dies habe eine neueste Untersuchung ergeben. Weichmacher kommen in Kunststoffen, Lacken, Gummiartikeln oder Klebstoffen vor. Der Anteil von Plastikverpackungen, auch von Wurst, Käse und anderen Nahrungsmitteln, habe erheblich zugenommen. Triebiger möchte die Menschen sensibilisieren. Sie startete schon Ende 2017 den Versuch, im Gespräch mit Bürgermeisterin Conny Rück (SPD) den Arbeitskreis zu gründen. Nach Info-Aushängen in Geschäften und bei Vereinen kamen vor fast zwei Jahren etwa 30 Interessierte zum Treffen nach Kilianstädten. Triebiger erarbeitete mit den Teilnehmern Möglichkeiten, weniger Plastik zu verwenden, klärte über mögliche Folgen für die Gesundheit auf und entwickelte den Vortrag »Kunststoff und Klima«.

Sie weist darauf hin, dass, wenn der gelbe Sack abgeholt ist, der Kunststoff zwar aus den Augen aber nicht weg ist. Die Stoffe, die beim Verbrennen in die Luft gelangten seien giftig und würden Treibhausgase erzeugen. Um dem Plastikmüll entgegenzuwirken, sei es wichtig, Plastik im Alltag zu verringern, bewusster einzukaufen, Lebensmittel nicht in Plastik zu verpacken und vieles selbst herzustellen. Sie rät Flaschen zu kaufen, die aus altem Plastik hergestellt worden sind, darin sei oftmals Spülmittel abgefüllt. Ziel sollte es sein, Produkte zu erwerben, die nicht in Plastik verpackt und frei von Mikroplastikinhaltsstoffen sind. Zahn- oder Gesichtscreme könne selbst hergestellt werden.
Ihre Tipps: Einen eigenen Becher dabei haben, um sich darin den Kaffee für unterwegs füllen zu lassen. Beim Einkaufen auf frische, regionale, saisonale und Bioprodukte achten. Den Projekten der solidarischen Landwirtschaft beitreten, um Lebensmittel direkt vom Acker zu bekommen. »Und das Angebot eines Unverpackt-Ladens nutzen«, sagt Triebiger. Hilfreich sei, beim Kaufen über das Entsorgen nachzudenken.

Um Schönecker zu animieren, diese Tipps auch umzusetzen, hat der Arbeitskreis die Initiative schoeneck.verpackt.net mit teilnehmenden Geschäften ins Leben gerufen.
Auf der Website werden Geschäfte genannt, in denen unkompliziert, müllarm eingekauft werden kann Die Initiative rät zum Verwenden von Glasbehältern. Wiederverwenden statt wegwerfen, müsse das Motto sein. »Wichtig ist, immer wieder auch in die Öffentlichkeit zu gehen. Es braucht Zeit«, sagt Triebiger. Sinnvoll sei es, mit einem ersten Schritt zu beginnen, bis dieser zur Gewohnheit geworden ist und dann weitere Schritte folgen zu lassen.

Sie weist auf die Einkaufsliste »weniger Plastik« hin, die hinterfragt, ob es bessere Alternativen gibt, wie und wo das Produkt produziert wurde, ob es auch ausleihbar ist oder man vielleicht auch ohne leben könne.