Karben. Das wird ein beachtlicher Sprung: Mit einem Schlag wird Karben in diesem Jahr sein Angebot für Kleinkinder von 35 auf 70 Betreuungsplätze verdoppeln. Die Verträge dafür sind gemacht, nun laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren.
Waltraud Leppert blättert im Katalog. Die Kleiderhaken sehen hübsch aus. Und die kleinen Kistchen, wo die Kinder ihre privaten Utensilien verstauen könnten. Also beides bestellen? Dafür reicht das Budget wohl nicht. Während andere Urlaub machen, brütet die Leiterin des Klein-Karbener Montessori-Kinderhauses über Zahlen und Ausbauplänen. Denn ab Oktober sollen zehn Kleinkinder im Alter von einem und zwei Jahren im Kinderhaus betreut werden.
Dafür mietet der Montessori-Verein die Wohnung unter der heutigen Kita an. Auf 110 Quadratmeter soll in den nächsten Wochen das Paradies für die Kleinen entstehen – inklusive Schlafraum, Kinderbad und Mini-Küche. Dass das Kinderhaus nun sein Angebot auf Kleinkinder erweitert, sieht die langjährige Leiterin als Herausforderung an. Drei Mitarbeiter – derzeit laufen Vorstellungsgespräche – will der Montessori-Trägerverein für die Betreuung der Kleinen anstellen. Von den zehn Betreuungsplätzen sind bereits sechs vergeben – trotz monatlicher Kosten von 490 Euro. Nur damit kann der private Verein das Angebot stemmen. Von der Stadt allerdings bekommt er einen jährlichen Zuschuss „von bis zu 50 000 Euro“, berichtet Bürgermeister Guido Rahn (CDU).
Warum aber zahlt die Stadt viel Geld und schafft nicht mehr eigene Betreuungsplätze? „Erstens weil das noch viel teurer wäre“, erinnert der Bürgermeister – denn jeder eigene Kleinkindplatz koste die Kommune monatlich 1000 Euro Zuschuss. „Aber wir wollen den Eltern auch ein breites Angebot an Betreuungsmöglichkeiten anbieten.“
Nur über diesen Weg wird es überhaupt möglich, dass die Stadt dieses Jahr das Angebot an Betreuungsplätzen für Kleinkinder verdoppelt. Denn in Okarben werden zehn (und im Frühjahr weitere zehn) geschaffen, nachdem die Kirche die städtische Kita übernimmt und der Hort dafür aus der Kita in die Schule wechselt. Ausgebaut wird auch das Betreuungsangebot in Groß-Karben: Die evangelische Kirche stockt auf vier Kleinkindplätze auf, in der städtischen Kita Zauberberg werden weitere zehn Plätze entstehen.
Das große „Aber“: Im Endausbau werde die Kleinkindbetreuung das Stadtsäckel mit jährlich einer Million Euro zusätzlich belasten. Das werde auch zu höheren Gebühren führen, kündigt Rahn an.
Pfui, ruft da die SPD. „Das ist Wahlbetrug der CDU“, sagt Parteichefin Christel Zobeley. Schließlich hätten die Christdemokraten Gebührensenkungen versprochen. Das wiederum wertet der Fraktionschef der Freien Wähler, Michael Ottens, als Täuschungskampagne. Denn die SPD und ihr Sozialstadtrat Jochen Schmitt seien jahrelang untätig gewesen. Als Guido Rahn im April die Amtsgeschäfte im Rathaus übernommen habe, seien die Umbaupläne weder für Okarben noch für Groß-Karben fertig gewesen. Diese Untätigkeit habe die SPD durch ihre Idee einer zentralen Kleinkindkita in der Luisenthaler Straße kaschieren wollen, erinnert Michael Ottens. Diese Zentralkita lehnte die Koalition aus CDU, FW und FDP ab und setzte stattdessen den dezentralen Ausbau durch.
Dass sie mit diesem Koalitionskonzept zufrieden sei, dokumentiere auch die SPD-Spitze, findet Guido Rahn. Schließlich lasse sie sich „fast täglich vor einer der Einrichtungen ablichten“ für ihre Presseerklärungen. Darin äußert SPD-Fraktionschef Thomas Görlich beispielsweise, dass er „froh“ sei über den Ausbau in Groß-Karben.
Mit 70 Plätzen wird Karben allerdings noch nicht am Ziel sein: Bis 2013 muss die Stadt laut Vorgabe des Bundes 130 Betreuungsplätze anbieten. Deshalb will Bürgermeister Rahn als nächstes im Jahr 2011 je weitere zehn Plätze in Okarben und in Groß-Karben schaffen. Zudem sollen 20 Kleinkinder im Kindergarten betreut werden, der in der Luisenthaler Straße entstehen soll – allerdings zusammen mit „normalen“ Kindergartenkindern. (den)
Informationen über die Kleinkindbetreuung zentral im Rathaus unter Telefon (0 60 39) 48 15 00 oder in den Kitas