Bad Vilbel. Wenn’s um den 30er-Bus von Bad Vilbel nach Frankfurt geht, kennt man in der Festspielstadt kein Pardon. Die Linie muss erhalten bleiben, und zwar so, wie sie jetzt fährt. Gedankenspiele in Frankfurt, den Bus wegen eines möglichen Diesel-Fahrverbots an der Friedberger Warte enden zu lassen, wird nicht hingenommen. Kein Wunder also, dass im Stadtparlament in seltener Einmütigkeit ein Dringlichkeitsantrag verabschiedet wurde.
Viele Berufstätige, die in Bad Vilbel wohnen und in Frankfurt arbeiten, nutzen ihn täglich. Vor allem bei den Heilsbergern ist der 30er ausgesprochen beliebt. Ebenso bei Studierenden, die an der FH Frankfurt studieren, wo der Bus direkt vor der Tür hält. Rund 1700 Fahrgäste nutzen den Bus werktäglich, so der Sprecher der Frankfurter Verkehrsgesellschaft Traffiq, Klaus Lienek. »Das ist schon eine starke Linie«, sagt er.
GEDANKENSPIELE: Die Angabe bezieht sich auf die Zahl der Fahrgäste, die werktags zwischen Bad Vilbel und der Friedberger Warte unterwegs sind. Später, im Frankfurter Verlauf, bringt es diese Buslinie bis zur Konstablerwache mitten in der Innenstadt auf 5600 Fahrgäste täglich. Die Daten für die Friedberger Warte sagen schon einiges aus darüber, wie viele Fahrgäste eigentlich in die auch dort bis in die Innenstadt verkehrende Straßenbahnlinie 18 umsteigen müssten, würde dieser Bus gekappt. Aktuell steht das gar nicht zur Entscheidung, aber das drohende Diesel-Fahrverbot hat beim Frankfurter Verkehrsdezernenten Oesterling Gedankenspiele ausgelöst, die in Bad Vilbel aufgeschreckten.
Deshalb haben die Fraktionen einen Dringlichkeitsantrag erarbeitet. Darin heißt es: »Die Stadtverordnetenversammlung spricht sich für den Erhalt der bisherigen durchgängigen Verbindung der Buslinie 30 von Bad Vilbel Bahnhof bis zur Endhaltestelle in Sachsenhausen gemäß dem aktuellen Fahrplan aus. Der Magistrat wird beauftragt, diese klare Haltung der Stadtverordnetenversammlung und dem Magistrat der Stadt Frankfurt mitzuteilen. Weiterhin wird der Magistrat gebeten, Kontakt mit den Verantwortlichen der Stadt Frankfurt aufzunehmen mit dem Ziel, die Kappung der Buslinie 30 aus Bad Vilbel an der Friedberger Warte zum Fahrplanwechsel 2019 noch zu verhindern.«
Nach Aufrufung des Antrags meldete sich SPD-Stadtverordneter Klaus Arabin zu Wort. Der Antrag sei »in Teilen unkorrekt« und könne so nicht verabschiedet werden, sagte er . Prompt gab es einen Zwischenruf: Ob er denn nicht mitbekommen habe, dass der Text gemeinsam erarbeitet worden sei, wurde gefragt. Arabin selbst hatte kurz vor der Sitzung den Änderungsantrag per E-Mail an die Fraktionsvorsitzenden geschickt. Sein Einwand:
Der 30er-Bus fahre doch heute, außer in Berufsverkehrszeiten, schon nur bis zur Friedberger Warte. Vormittags und nachmittags müssten die Fahrgäste ohnehin in die Straßenbahn umsteigen. Arabin formulierte als Ziel, umweltfreundliche Alternativen zu schaffen wie O-Busse oder Straßenbahnen mit Anbindung des Heilsbergs. »Bis zur Umsetzung soll die Verbindung, möglichst bei Vermeidung von Fahrverboten, von Bad Vilbel in die Stadtmitte Frankfurts möglichst komfortabel erhalten bleiben.«
Der Sozialdemokrat warf dem Magistrat vor, zu spät zu reagieren. Bereits im April seien durch einen Zeitungsartikel diese Gedankenspiele öffentlich geworden. Erster Stadtrat und Verkehrsdezernent Sebastian Wysocki (CDU) konterte, er habe erst im Oktober davon erfahren, dass ein Teil der Busstrecke durch die Straßenbahn ersetzt werden solle. Wichtig sei, dass es täglich 52 direkte Fahrten in die Frankfurter City gebe. Eine Entscheidung, diese Buslinie an der Friedberger Warte zu kappen, »würde Bad Vilbel hart treffen«.
Umstieg aufs Auto
Auch in der Resolution heißt es, würde die Linie gekappt, würde sie deutlich unattraktiver. Es wäre falsch zu glauben, dass die Menschen dann in die S6 umsteigen würden. »Stattdessen werden viele das Auto nutzen«, waren sich die Fraktionen einig. Zudem werde sich der Pendlerdruck durch den S-Bahn-Ausbau noch erhöhen.
Die Idee, die Straßenbahn bis zum Heilsberg zu verlängern, ist laut Verkehrsdezernent »kompliziert, weil die Bahn dann auf der Trasse der B521 verlaufen würde, und das ist eine Bundesstraße«.
Das Ganze sei, so fanden die Fraktionsvorsitzenden, ohnehin ein unausgegorener Vorschlag. Denn dadurch würden im Frankfurter Norden und in der Innenstadt noch mehr Autos als jetzt unterwegs sein. Der Änderungswunsch Arabins wurde sschließlich abgelehnt und einstimmig der Dringlichkeitsantrag verabschiedet.