Bad Vilbel. „Der Standort Deutschland ist nicht so schlecht wie er schlecht geredet wird, aber man könnte ihn deutlich besser machen“, das erklärte Dagmar Bollin-Flade (50) beim Stammtisch der FDP im Kurhaus. Die Vizepräsidentin der IHK Frankfurt, die sich dadurch fit hält, dass sie von Sossenheim nach Bad Vilbel läuft und in der Quellenstadt frühstückt, ist geschäftsführende Gesellschafterin der Christian Bollin Armaturenfabrik.
Die IHK-Mittelstandssprecherin kennt die Situation des Mittelstandes von allen Seiten. Die Meriten des Mittelstandes sind groß. 80 Prozent der Beschäftigten arbeiteten in mittelständischen Betrieben unter 500 Mitarbeitern. Ebenso hoch sei der Anteil der Auszubildenden. Mit 57 Prozent sei der Mittelstand an der Wertschöpfung beteiligt. Diese Zahlen weisen ihn als bedeutenden Wachstum- und Wirtschaftsfaktor aus – obwohl der Mittelstand am gravierendsten unter der ausufernden Bürokratie leidet. 5000 Gesetze und Verordnungen sowie 85 000 Einzelvorschriften habe ein Betrieb zu beachten. 50 Milliarden Euro koste der bürokratische Aufwand die deutsche Wirtschaft jedes Jahr.
Dringend nötig seien eine gewinnorientierte Steuer-Bewertungsgrundlage und eine Deregulierung des Arbeitsmarktes. Schutzgesetze hätten häufig zur Folge, dass junge Frauen, die schwanger werden könnten, oder Schwerbehinderte erst gar nicht eingestellt würden. „Ich bin bestimmt keine Verfechterin einer Hire-and-Fire-Mentalität“, sagt Bollin-Flade. „Aber wenn es bei Problemen leichter ist, den Ehemann los zu werden als einen Angestellten, dann stimmt etwas nicht.“ (bep)