Wenn mir jemand ein Patentrezept anbietet, dann bin ich immer skeptisch: Unsere Welt ist zu kompliziert und unser Zusammenleben zu vielfältig verflochten, als dass es da Patentrezepte für konkrete Probleme geben könnte. Und auch wenn ich Ihnen heute ein solches Patentrezept vorstelle und es auch für gut und hilfreich befinde, stehe ich doch zu meiner allgemeinen Skepsis gegenüber Patentrezepten.
Es gibt ja jedes Jahr ein ausgelostes Bibelwort, das Christinnen und Christen als Jahreslosung durch ein Jahr begleitet. Für 2011 stammt dieses Wort vom Apostel Paulus und steht in seinem Brief an die Gemeinde in Rom (Kap. 12, Vers 21). Im ganzen Kapitel macht Paulus sich Gedanken darüber, wie die Christen der neuen Gemeinden glaubwürdig leben können, wie sie also durch ihren Glauben etwas von der Liebe Gottes ausstrahlen und weitergeben können.
Es ist eine der besonderen Gaben von Paulus gewesen, solche Punkte auf einen einfachen und allgemein verständlichen Nenner zu bringen: „Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem“ schreibt Paulus.
Tatsächlich erleben wir alle unsere Welt oft zum Verzweifeln. Dem modernen Liedtext entsprechend scheint es wirklich so zu sein: „Das Böse ist immer und überall“. Ich erspare uns eine Aufzählung der problemlos sehr langen Liste von Bereichen, in denen das Böse in unserer Welt die Oberhand zu haben scheint – und so oft auch tatsächlich hat. Was tun?
Menschen wie Mutter Teresa, Nelson Mandela, Dietrich Bonhoeffer, Martin Luther King oder Mahatma Gandhi stehen genau für die Gegenseite: Gutes getan zu haben, obwohl sie von Bösem und Leid so intensiv umgeben waren. Sie haben einfach Gutes getan. Sie haben das Böse nicht bekämpft, sie haben einfach Gutes getan und dem Bösen etwas entgegen gestellt.
Natürlich ist jede Lebenssituation einmalig und muss immer neu interpretiert und gedeutet werden. Ich kann Handeln nicht einfach kopieren – auch nicht „Gutes tun“. Aber dies ist wirklich ein allgemeines Grundprinzip, also eine Art Patentrezept, um Böses zu überwinden: Einfach das Böse böse sein lassen und sich selbst am Guten orientieren. Es klingt fast zu einfach, um wahr zu sein. Ob wir es gemeinsam als guten Vorsatz für 2011 mitnehmen können?
Herzliche Grüße zum neuen Jahr,
Ihr Pfarrer Klaus Neumeier
Ev. Christuskirchengemeinde