Kurz vor Weihnachten sind die ersten Flüchtlinge nach Karben gekommen. Mittlerweile hat die Stadt rund dreißig Männer, Frauen und Familien mit Kindern aufgenommen. Ehrenamtliche Paten leisten Hilfe im Alltag.
Karben. Die Flüchtlinge, die einen langen und oft traumatischen Leidensweg hinter sich haben, sollen in Karben Hilfe und Unterstützung erhalten. Dass dies mehr bedeutet als nur ein warmes Dach über dem Kopf, auch wenn die kurzfristige Bereitstellung von Wohnraum schon eine große Kraftanstrengung war, ist den Verantwortlichen in der Stadt klar: „Wir wollen eine Willkommens-Kultur entwickeln“, sagt Stadtrat Philipp von Leonhardi (CDU).
Er kann sich dabei auf das vor einem Jahr entstandene Bündnis Offenes Karben stützen, in dem Vereine, Initiativen, Kirchengemeinden und Einzelpersonen zu finden sind. Aus diesem Bündnis heraus haben sich auch die ehrenamtlichen Paten gefunden, die sich jetzt um die Flüchtlinge kümmern. „Wir waren täglich da“, berichtet von Leonhardi und meint damit die Besuche bei den Flüchtlingen. Denn diese waren erst einmal in ihren Wohneinheiten auf sich gestellt, ohne einen Sozialarbeiter aus dem eigentlich zuständigen Wetteraukreis.
Probleme besprochen
So begleiteten die ehrenamtlichen Paten die Flüchtlinge bei den ersten Einkäufen mit Lebensmittelgutscheinen. Sie halfen, einen Arzt zu finden, wenn die Flüchtlinge krank waren, gingen mit ins Rathaus zur Erledigung aller Formalitäten und besprachen alle Probleme des Alltags. Jederzeit ansprechbar für die Flüchtlinge ist Reinhard Wortmann, der im Fasanenhof Wohnraum bereitstellte für etwa zwanzig Flüchtlinge.
Das Ehepaar Wortmann kümmerte sich um jedes Detail bis hin zu den Gardinen und der Kücheneinrichtung, damit sich die Menschen in den Wohnräumen wohlfühlen konnten. „Wenn zwanzig Menschen unter einem Dach wohnen und gemeinsam die Küchen nutzen, ist viel zu regeln und abzuklären“, sagte Wortmann. Eine weitere Wohnung für zehn Flüchtlinge hat die Stadt Karben zentrumsnah in Groß-Karben bereitgestellt.
Die der Stadt Karben vom Wetteraukreis zugeteilten Flüchtlinge kommen vorwiegend aus Eritrea, Äthiopien und Somalia. Es sind aber auch Menschen aus Serbien, dem Iran und anderen Ländern dabei. In Karben können sie erst einmal zu Ruhe kommen nach der Registrierung in der hessischen Erstaufnahmeeinrichtung Gießen. Jetzt warten sie darauf, dass über Duldung und Asylantrag entschieden wird, und sie müssen sich ihren Alltag einrichten.
„Ihr größter Wunsch ist, schnellstmöglich Deutsch zu lernen“, sagt von Leonhardi und freut sich, dass die katholische Sankt-Bonifatius-Gemeinde einen Raum für den Unterricht zur Verfügung gestellt hat. Jetzt fehlen nur noch weitere Ehrenamtliche, die Zeit, Engagement und Verständnis für die Flüchtlinge mitbringen.
Die zentrale Koordination für alle Belange der Flüchtlinge hat die Stadt an sich gezogen. „Das hat Bürgermeister Guido Rahn so entschieden“, sagt Philipp von Leonhardi und ist froh, dass die Flüchtlinge und Paten einen Ansprechpartner im Rathaus haben. „Wir mussten schnell praktisch handeln“. Viel Koordination und schnelle Absprachen werden außerdem über den „Runden Tisch Flüchtlinge“ organisiert.
Schuhe und Hausrat
Das Bündnis Offenes Karben bittet um Sachspenden für die Flüchtlinge. Dringend gebraucht werden Fußball- und Turnschuhe in allen Größen, Fahrräder, insbesondere für Kinder, eine Baby-Badewanne, Teller, Tassen, Töpfe, Gläser, Besteck, Wasserkocher, Handtücher, Bettzeug, ein Schuhschrank, warme Kleidung sowie Sportkleidung. Die Kleidung kann direkt im Rote-Kreuz-Laden an der Homburger Straße 58 unter dem Stichwort „Flüchtlinge“ abgegeben werden.