Karben. Der Wind pfeift in den Pappeln am Rande der Heitzhöfer Wiesen in Petterweil, reißt Blätter und Äste ab. Immer wieder schaut Fred Dressler vom städtischen Bauhof nach oben, während sein Kollege Johannes Pohlheim die Kettensäge ansetzt. Zwölf Pappeln liegen schon wie gefällte Riesen im Gras, weitere 22 Bäume müssen noch weichen. Die Lebenszeit für die Baumreihe entlang des Eselsweges ist abgelaufen, Zunderschwamm und Pilze haben den fünfzig Jahre alten Bäumen zugesetzt.
Die Stämme sind von inner her zerfressen, mürbe und hohl. Sichtbares Krankheitszeichen der Kernfäule sind trockene, abgestorbene Äste, die jederzeit aus 25 Meter Höhe abbrechen könnten und Spaziergänger gefährden. „Es stürmt gewaltig, und einiges Holz ist schon heruntergekommen“, sagt Dressler. Dass die Bäume nicht mehr standsicher sind, haben Baumgutachten ergeben. Die Stadt hat deswegen die Fällaktion der Pappelreihe angeordnet.
Die kränkelnden Pappeln sind ein ungeliebtes Erbe aus den fünfziger Jahren. Mehr als 150 Bäume wurden als Windschutz und „nachwachsender Rohstoff“ am Westrand von Petterweil gepflanzt und prägten das Landschaftsbild, aber das weiche Holz hat sich als minderwertig erwiesen. Erlen und Eschen sollen die Pappeln ersetzen.
Fred Dressler, Johannes Pohlheim und Zbigniew Roquiewicz sind ein eingespieltes Trio, die Baum für Baum angehen. Ein Stahlseil wird zwischen Pappelstamm und Zugmaschine gespannt, Pohlheim sägt eine viertelkreisförmige Kerbe in den Stamm und Dressler sichert ab. Dann weichen beide zurück, Dressler gibt ein Handzeichen, und Roquiewicz setzt die Zugmaschine in Gang. Ein kleiner Ruck reicht, ein Zittern durchfährt den Stamm, hell knackt das Holz, und krachend fällt der Stamm zu Boden. Sekundenlang vibriert die Erde, Blätter und kleine Zweige segeln durch die Luft, dann wird es ruhig. Pohlheim setzt die Kettensäge ab, die immerhin elf Kilo wiegt und atmet durch, bevor er sich den nächsten Baum vornimmt.