Er ist leuchtend rot und ein echter Hingucker: Der erste öffentliche Bücherschrank Bad Vilbels. Er steht an zentraler Stelle zwischen Altem Rathaus und Brunnen- und Bädermuseum und ist nicht zu übersehen. Untergebracht ist er in einer restaurierten englischen Telefonzelle.
Bad Vilbel. Die steht seit Dienstag auf dem Marktplatz und fügt sich harmonisch zwischen die beiden historischen Gebäude ein. Gestern erwachte die ausgediente Telefonzelle als Bücherschrank zu neuem Leben. Bürgermeister Dr. Thomas Stöhr und Kulturdezernent Claus-Günther Kunzmann stellten jetzt das neue kleine Kulturprojekt der Quellenstadt vor. An dem kann sich sogar jeder Bürger beteiligen, wenn er das möchte.
Ausgestattet mit sechs Regalböden bietet sie je nach Umfang 100 bis 200 Büchern zum Aussuchen, Mitnehmen oder Bestücken Platz. Geöffnet ist der Bücherschrank Tag und Nacht. Die Spielregeln der Benutzung sind einfach: Wer ein Buch mitnimmt, sollte es auch wieder zurückbringen, kann es auch behalten und stellt dafür ein anderes Buch ins Regal. Gemäß des „bookcrossing“-Prinzips. „Willkommen sind Bücher aus allen Literaturgattungen, außer gewaltverherrlichender Literatur, partei-politische und pornografische Bücher. Für die ist im Bücherschrank kein Platz. Schön ist es, wenn jemand sich ein Buch holt und gleichzeitig ein anderes in den Schrank stellt“, sagte Kunzmann. Die Ausleihe erfolgt anonym und ohne jegliche Formalität. Die Regeln für die Nutzung stehen auf einem Infoblatt an der Tür.
Genutzt werden kann der offene Bücherschrank von Bad Vilbelern, auch von Lesern aus der Region oder von Touristen. Bürgermeister Stöhr freute sich über den schönen und zentralen Standort des offenen Bücherschranks ebenso wie über die Betreuung des Kulturprojektes durch Mitglieder des Vereins für Geschichte und Heimatpflege. Die werden ein Auge auf das Angebot haben und „literarische Ladenhüter“ regelmäßig aussortieren.
Bestückt haben Kunzmann und Stöhr den neuen offenen Bücherschrank im Herzen der Stadt mit zehn Roman-Dubletten aus dem Bücherregal des Kulturdezernenten. Dazu gehörte beispielsweise ein Exemplar der „Hundejahre“ von Günter Grass, vier Bände von Hans Fallada und von Stephan Thome „Fliehkräfte“.
Besorgt hat das Kulturamt die englische Telefonzelle über Flohmarktkontakte. „Sie ist baugleich mit der, die in der Lohstraße stand, die aber nicht mehr zu restaurieren war.“
Die Idee für einen offenen Bücherschrank geht auf Anträge und Gespräche in der Stadtverordnetenversammlung zurück wie der Bürgermeister informiert. Sozialdemokraten hatten in der Angelegenheit mehrfach nachgehakt.
Ebenfalls diskutiert wurde das Projekt offener Bücherschrank in den Ortsbeiräten Heilsberg und Dortelweil. Die Realisierung scheiterte jedoch bislang an der fehlenden Betreuung.
Jetzt sind alle erst einmal gespannt darauf, was alles an Büchern in ein paar Wochen in den Regalen der „Kommunikationszelle“ stehen wird. Man wünscht sich, dass der künftige Inhalt des Bücherschranks zum Lesen animiert und dadurch die Kommunikation im öffentlichen Raum fördert.