Die Nidda fließt seit Jahrzehnten an dieser Stadt vorbei, obwohl der Fluss sich mitten durch Bad Vilbel schlängelt. Dabei ist das Gewässer unbezahlbares städtisches Kapital, ungenutztes Kapital. Mit dem modernen Glasbau einer Mediathek auf einer 26 Meter breiten Brücke und einer schönen, geräumigen Terrasse über der Nidda soll sich das bald ändern. Das ist, muss man zugeben, eine kühne Idee! Eine solche Idee in die Wirklichkeit zu transponieren, lohnt sich. Nur das Außergewöhnliche bringt Prestige und setzt Akzente, der Römermosaikpavillon ist doch ein glänzender Beweis vor unser aller Augen. Über solchen Mut sollten sich die Bürger daher freuen und ihn unterstützen. Einmal nicht nach der üblichen Richtlinie Nullachtfuffzehn zu bauen, sondern statt provinziellem Mief einer mondänen Architektur den Vorzug geben, auch wenn das dem Landrat, der Opposition oder den Libellenzüchtern nicht passt! Hätten nicht immer auch Neugier und der Sinn für Neues in der Menschheitsgeschichte über die ewigen Bedenkenträger und die grauen Verhinderer gesiegt, würden wir alle noch auf den Bäumen sitzen. Und gäbe es den Kölner Dom?
Wenn schon eine „Neue Mitte“, dann bitteschön eine, die diesen Namen auch verdient, ein Ensemble mit Neuem und kein Zentrum mit architektonischer Flohmarktware aus der Betongrube der Vergangenheit. „Alle großen Ideen scheitern an den Leuten“, notierte Bertolt Brecht in seinen berühmten „Flüchtlingsgesprächen“. Wer offenen Geistes mit einem hellen Blick für die Zukunft ist, sollte dafür werben, dass es diesmal anders wird. Horst Samson