Hunderte Schüler und Pendler standen am Montag ratlos an den Bushaltestellen. Nur eine einzige Linie steuert noch die Quellenstadt an, die 551 Richtung Offenbach. Auch am Dienstag streikten die Busfahrer. Wie lange der Streik noch dauern wird, war bei Redaktionsschluss nicht bekannt.
Bad Vilbel. Es ist noch dunkel in Dortelweil. Die elfjährige Nena und andere Sechst- und Elftklässler stehen an der Haltestelle Anton-Bruckner-Straße. Von dem Busfahrerstreik hat sie gehört, kann es aber nicht glauben, dass auch die Schüler stehen gelassen werden könnten: „Dann kommen doch die ganzen Leute nicht zur Schule!“
Doch statt des Verstärkerbusses, der sie zum Schulzentrum bringen soll, taucht pünktlich zur Abfahrtszeit um 7.03 Uhr Marc Hebbel auf. Er ist der für den Vilbus verantwortliche Mitarbeiter der Stadtwerke und informiert die Wartenden persönlich darüber, dass kein Bus fahren wird. Wortlos stieben die Schüler in Windeseile davon, um sich auf eigene Faust in Richtung Innenstadt durchzuschlagen.
Ruhiger geht es bei Alfred Hoxhan zu. Er macht gerade am Nordbahnhof Pause auf dem Fahrersitz des 551er-Linienbusses Richtung Offenbach. Seine Linie ist die einzige, die am Montag noch die Brunnenstadt ansteuert. Er hat Verständnis für die Streikenden, das sei ihr demokratisches Recht. „Aber“, gibt er zu bedenken, „man muss nicht alle Linien stoppen.“
Eine junge Mutter, die mit ihrer Tochter an der Nordbahnhof-Haltestelle der Linie 30 steht, möchte in die Elisabethenstraße und ist überrascht, dass auch keine Stadtbusse fahren. Dann geht sie rasch telefonieren und zum Bahnhof. Dort ist auf den Bahnsteigen auf den ersten Blick nicht viel mehr los als an anderen Tagen. Zwei Pendler mit Aktentasche und Smartphone reagieren auf den Streik sehr gelassen. „Das betrifft mich nicht“ – sie fahren nur S-Bahn. Und die kommt recht pünktlich, statt um 8.14 Uhr nur sechs Minuten später.
Auch eine 32-jährige Bad Vilbelerin wartet auf den Zug, aber nicht ganz freiwillig. Sie muss zur Arbeit an die Frankfurter Konstablerwache fahren, wo auch die S-Bahn hinfährt. Eigentlich aber wäre für sie die Buslinie 30 viel günstiger als der Weg zum Bahnhof. „Ich bin eine Dreiviertelstunde früher aufgestanden“, erzählt sie und zeigt Verständnis für das Anliegen der Busfahrer. Man solle ihren Lohn erhöhen und dafür die Monatskarten geringfügig verteuern, aber dafür auch für regelmäßige Verbindungen sorgen, findet sie.
Weniger Kunden hat an diesem Morgen Daniela Barbojevic, die Pächterin des Kiosks am Nordbahnhof: „Es sind sehr viel weniger Leute gekommen“, berichtet sie. Denn viele hätten vom Streik gewusst. Auch die sonst stets gut besuchten Haltestelle am Niddaplatz, wo sich vier Buslinien treffen, war am Vormittag verwaist.
Dafür hat auch Marc Hebbel, der Vilbus-Organisator, gesorgt. Bereits am Donnerstag hat er die Streikankündigung der Gewerkschaft Verdi weitergegeben: mit einer Pressemitteilung, aber auch Hinweisen an den Haltestellen und in der neuen „VilApp“, die allein am Montagvormittag fast 1700 Aufrufe hatte. Allerdings habe er auf seiner Tour zu den Vilbus-Haltestellen über 200 Leute angetroffen, die von dem Streik immer noch nichts mitbekommen haben.
Allein beim Vilbus mit seinen drei Linien seien elf Fahrer im Streik. Wie lange, könne auch er nicht sagen, er habe bislang nur die Mitteilung von Verdi erhalten, in der von einem unbefristeten Streik die Rede ist.
Hier gibt’s Infos
Die neuesten Informationen liefert das RMV-Service-Telefon (0 69) 24 24 80 24. Auch auf der Internetseite des RMV (www.rmv.de) werden die Fahrgäste über die aktuellen Entwicklungen und Auswirkungen informiert, sobald weitere Details vorliegen. Auch die „VilApp“ der Stadtwerke informiert über Auswirkungen des Streiks. (fnp)