Aus Dortelweil-West, von einem „Fußgänger, Fahrradfahrer und Autofahrer“ erreichte uns dieser Tage nachfolgender Leserbrief zum Thema Nordumgehung und Radfahren in der Quellenstadt:
Man erinnere sich: Beim letzten Bürgermeisterwahlkampf leiht sich Herr Dr. Stöhr (CDU) ein schickes Fahrrad, um sich auf Plakaten als aktiv, sportlich und umweltbewusst darzustellen. Unser 1. Stadtrat, Herr Jörg Frank (CDU), ist ebenfalls bekannt als passionierter Radfahrer, der noch nicht einmal ein Auto besitzt. Das wird man dann doch wohl bei der Bad Vilbeler Verkehrspolitik merken! Mitnichten!!
Da stellen sich besagte Herren also wirklich stolz hin und eröffnen zusammen mit politischer Prominenz aus Wiesbaden die neue Nordumgehung L3008, die einen zweistelligen Millionenbetrag gekostet und noch nicht einmal einen Fahrradweg hat!
Wer beispielsweise aus Gronau auf einem gut ausgebauten Fahrradweg kommend Bad Vilbel erreicht, wird erst einmal in der gerade erst erneuerten(!) Büdinger Straße auf die Fahrbahn gezwungen. Er überquert dann die neue Kreuzung und fährt in einen unübersichtlichen Bahntunnel ein, in dem er sich mit Tempo 60 fahrenden Autos und Lkws auseinandersetzen darf. Viel Spaß!
So geht’s dann weiter auf einer innerstädtischen Verkehrsverbindung bis Massenheim (teilweise sechsspurig, aber immer noch ohne Fahrradweg), wo er nur mit viel Glück und vielen Angstschweißperlen unbeschädigt ankommen wird. In der anderen Richtung sieht es nicht besser aus: Aus Dortelweil kommend landet man als Fahrradfahrer auf dem nur wenig mehr als ein Meter breiten Bürgersteig vor dem Rewe.
Nun ist nicht mehr ersichtlich, wie es mit dem Fahrrad weitergeht. Markierungen weisen einen möglichen Weg weiter auf der linken Seite der Friedberger Straße in Richtung Jet-Tankstelle (aber Benzin verträgt mein Fahrrad nicht!), oder ein Fahrradsymbol auf der Fußgängerampel wäre ein Hinweis, auf die rechte Fahrbahnseite vor den tegut-Supermarkt. Hier ist der Bürgersteig jetzt viel breiter (und außerdem rot!? Und das in Bad Vilbel! Aber nichts ist für Fahrradfahrer markiert und ein Schild mit einem Fahrradsymbol ist weit und breit nicht zu sehen.
Jetzt wird wieder einmal klar: Freie Fahrt fürs Auto, in Bad Vilbel bleibt man mit dem Rad besser auf den Feldern. Da wurde ja auch am Pfingstsonntag der wichtigste Radweg der Wetterau, der R 4, mit allen Anliegergemeinden gefeiert, in der Gemarkung Bad Vilbel allerdings in vielen Teilabschnitten mit zahlreichen tiefen Schlaglöchern und unbefestigten Stellen eher ein Trauerspiel.
Da bleibt am Ende nur die Frage, warum der Bürgermeister sich für seinen Wahlkampf mit einem Fahrrad präsentierte? Vielleicht sollte er sich das Rad noch einmal ausleihen und die Strecken selbst einmal abfahren? Aber besser nicht durch die neue Bahnunterführung, das ist wirklich lebensgefährlich!
Günter Bodirsky, Bad Vilbel.
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