Veröffentlicht am

Noch rollt der Vilbus – Nach Viabus-Pleite: Stadtwerke wollen Ausfälle von Fahrten verhindern

Noch fahren die Vilbusse nach Plan. Ob das mittelfristig so bleibt, ist nicht sicher. Foto: Rinkart
Noch fahren die Vilbusse nach Plan. Ob das mittelfristig so bleibt, ist nicht sicher. Foto: Rinkart

Bad Vilbel. Auf die Fahrgäste des Vilbeler Stadtbusses kommen unruhige Zeiten zu. Die Firma Viabus, die die fünf innerstädtische Linien bedient, hat Insolvenz angemeldet.
Als wäre es ein ganz gewöhnlicher Montagmorgen steuert der Linienbus durch den Biwer-Kreisel Richtung Heilsberg. Dabei war der Start in die Woche alles andere als normal – und dass die Linien 60 bis 64 ihre Touren wie an jedem anderen Tag fuhren nicht selbstverständlich. Denn seit voriger Woche läuft gegen das Busunternehmen Viabus, das den Vilbus genannten Stadtbus betreibt, ein Insolvenzverfahren.

Noch acht Jahre läuft der Vertrag zwischen den Stadtwerken und der Tochterfirma des seit Mai ebenfalls zahlungsunfähigen britischen Konzerns Metropolitan European Transports (MET). Dass der Vertrag erfüllt wird, scheint dieser Tage fraglich. Die Zukunft des Vilbusses ist durch die Pleite ungewiss.

In einer Pressemitteilung hatte der vorläufige Insolvenzverwalter Nils Meißner als Ziel ausgegeben, den Geschäftsbetrieb »möglichst reibungslos zu stabilisieren und weiterzuführen«. Was das für die Fahrgäste genau bedeutet, blieb offen.
Meißner erklärte, er wolle in den »kommenden Tagen und Wochen« in enger Abstimmung mit der Unternehmensgruppe Gespräche mit den Auftraggebern und Kunden führen. Er werde »unverzüglich sämtliche Fortführungsoptionen mit den Vertragspartnern prüfen«. Die Löhne der Mitarbeiter – darunter auch jene der Busfahrer – seien bis Ende November durch das Insolvenzgeld abgesichert.

Nach geltendem Insolvenzrecht ist der Betrieb aller Voraussicht nach für die nächsten drei Monate gesichert«, so eine Mitteilung der Stadtwerke. Sie arbeiteten »mit Hochdruck an einer belastbaren Lösung, damit der Vilbus auch weiterhin zuverlässig alle Linien bedient.«

Eine Garantie, dass es kurzfristig nicht zu Ausfällen auf den innerstädtischen Routen kommt, wollte Rüdiger Milke, kaufmännischer Leiter der Stadtwerke, nicht geben. »Wir ziehen alle Register, um ein solches Worst-Case-Szenario zu vermeiden«, sagte er. »Der Vilbus wird weiterfahren. Wir hoffen, dass es nicht zu Ausfällen kommt. Das ist das Ziel.«
Zu weiteren – auch zeitlichen – Prognosen ließ Milke sich angesichts des laufenden Verfahrens nicht hinreißen. Seit Freitag sei er dauerhaft mit der Causa Viabus beschäftigt, führe Gespräche mit dem Insolvenzverwalter, der Firma selbst und den Fahrern. Milke: »Es ist eine schwierige Situation.«

2017 bekam Viabus bei einer europaweiten Ausschreibung den Zuschlag für den Vilbus-Betrieb. Teils unter anderem Namen arbeiten die Stadt Bad Vilbel und der Busbetreiber schon seit 2010 zusammen. Viabus ist auch in Aschaffenburg, Mannheim sowie Frankenthal aktiv und zog sich erst Ende 2018 aus dem Stadtbusbetrieb des benachbarten Nidderau zurück. Das Busunternehmen stand in der Vergangenheit wiederholt in der Kritik. Einerseits wegen mutmaßlicher Dumping-Preise in den Vergabeverfahren. Andererseits beklagten Fahrgäste in anderen Kommunen ortsunkundige Fahrer und schmutzige Busse.

An Zusagen gehalten
»Rein betrieblich ist von Mai bis jetzt alles einwandfrei gelaufen«, sagte Milke zur die Frage, ob die Stadtwerke das Viabus-Unglück hätten kommen sehen. Konkrete Handlungsnotwendigkeit habe nicht bestanden. Viabus habe alle Zusagen gehalten. Notfallpläne hinter dem Rücken des Vertragspartners zu schmieden, hätte im Zweifel rechtliche Konsequenzen gehabt. Jetzt bleibe abzuwarten, ob Viabus die Erwartungshaltung, den Busbetrieb »verlässlich zu sichern«, erfüllen könne. Erst wenn es eindeutige Signale des Insolvenzverwalters gebe, könne man sich äußern. Milke: »Es gibt verschiedene denkbare Varianten.«
 Von Alexander Gottschalk
Bisher fahren die Vilbusse noch nach Plan. Ob das mittelfristig so bleibt, ist nicht sicher. Die Betreiberfirma Viabus ist insolvent. Ihr Auftraggeber, die Stadtwerke Bad Vilbel, arbeitet nach eigenen Angaben »mit Hochdruck« an einer Lösung, um den Linienverkehr sicherzustellen.  Foto: Rinkart
ndv_vilbus