Veröffentlicht am

Noahs Arche im Sichtfeld

Jeder von uns hat so seine Lieblingsgeschichten in der Bibel. Für viele gehört die Geschichte mit der Arche Noah unbedingt dazu (1. Mose 6-9). Bilder tauchen vor dem inneren Auge auf. Schöne Bilder von dem riesengroßen Kasten auf einer Anhöhe. Tiere aller Art drängen sich je als Paar die Rampe hinauf. Noah und seine Söhne überwachen das Ganze.

Als Kinder hatten wir besonders an diesem Bildausschnitt unser Gefallen und freuten uns an der Vielfalt der Tierarten, die alle friedlich miteinander auszukommen schienen. Geradezu paradiesisch kam uns das vor. Doch genau das Gegenteil ist der Fall, wenn man den biblischen Zusammenhang liest, in dem diese „schöne“ Geschichte erzählt wird. Es ist Gerichtszeit! Gottes Zorn über das böse Tun der Menschen steht mit der nahenden Sintflut bevor. Nur Noah und seine Familie sowie jeweils ein Paar von jeder Tierart sollen für einen Neuanfang auf der Erde nach der großen Katastrophe überleben.Was, bitte, ist an der Geschichte schön?

Ich finde allerdings: Die Wahrheit über den fortgesetzten Zerstörungswillen des Menschen gegenüber der Schöpfung sowie unter seinesgleichen wird „schön“ vorgetragen. Angesichts fortgesetzter Natur- und Artenzerstörungen und der Kriege kommen wir eher zu einer nüchtern-katastrophalen Bilanz. Und es ist wie bei einem spannenden Kinofilm: die brutale Wahrheit über die Fähigkeit des Menschen zum Zerstören ist oft verflochten mit einer Liebesgeschichte, ohne die wir uns das Ganze überhaupt nicht ansehen würden. Genau darum geht es auch in der Bibel. Es ist ein Buch der Wahrheiten über uns, verflochten mit der Liebesgeschichte Gottes und seiner geliebten Menschenkinder.

Wann endlich begreifen wir es: Gott will und sucht den Menschen, um ihn zu lieben und ihm das Leben in Frieden zu schenken. Wie anders könnte dann vieles in unserem menschlichen Miteinander sein! Wir sollten die Lebensbotschaften der Bibel noch einmal neu unter diesem Vorzeichen lesen.

Unübertroffen hat der Gott der Liebe in Jesus Frieden mit der Welt geschlossen. Die christlichen Kirchen haben diese wirklich gute Botschaft allen zu verkündigen und in ihrer Mitte vorzuleben. Bekommen wir es in den Gemeinden und in der Welt mit?

Pfarrer Matthias Gärtner,

Ev. Kirchengemeinde Dortelweil