Nidderau. Bis 1987 galten Nidderau, Schöneck und Niederdorfelden als archäologisch uninteressant. Dann wurde dort Gretel Callesen aktiv. Zur Erinnerung an die im vergangenen Jahr verstorbene Archäologin Gretel Callesen wurde jetzt an ihrem alten Arbeitsplatz, der Mittelburg in Heldenbergen, eine Gedenktafel angebracht.
Callesen war eine Frau, die Spuren hinterlassen hat, die aber trotzdem nicht gern im Rampenlicht stehen wollte. Knapp ein Jahr nach ihrem Tod hat deshalb der Verein für Vor- und Frühgeschichte im unteren Niddertal, den Callesen 1988 gegründet hatte, die Stadt Nidderau gebeten, ihre Person und ihr Schaffen angemessen zu würdigen.
„Die Tafel hier an der Mittelburg, in der sie jahrelang gearbeitet und geforscht hat, ist genau die Auszeichnung, die auch ihr gefallen hätte“, freute sich die Vereinsvorsitzende Heike Lasch über die Gedenktafel der Stadt. Callesen ist es zu verdanken, dass sich heute wieder viele Menschen für „Ton, Steine, Scherben“ interessieren. Denn bis in die 1980er-Jahre hatte niemand auch nur geahnt, dass es in und um Nidderau, Schöneck und Niederdorfelden bereits ab 5500 vor Christus nachweisbare Siedlungen gegeben hat.
Das änderte sich schlagartig im Jahr 1987. Beim Neubau eines Kilianstädter Supermarktes beteiligte sich Gretel Callesen mit Freunden an einer archäologischen Notgrabung – und wurde dabei fündig. Mit Gleichgesinnten gründete sie daraufhin nicht nur den Verein für Vor- und Frühgeschichte, dem sie bis zu ihrem Tode vorstand, sondern wurde aufgrund der vielen archäologischen Funde in der Region von der Gemeinde Schöneck – unterstützt von Nidderau und Niederdorfelden – als Bodendenkmalpflegerin auf Zeit eingestellt.
Ihre Aufgabe bestand darin, von Baggern bedrohte Bodendenkmäler auszumachen, zu erhalten oder zu bergen. Ihr bedeutendster Fund war dabei der „Niddi“, ein Skelett aus der Kupferzeit, rund 2500 vor Christus. Bis es sie nach Kilianstädten und Windecken verschlug, hatte Callesen für Museen in Hanau und Frankfurt gearbeitet. Nach ihrer vorübergehenden Beschäftigung für Schöneck, Nidderau und Niederdorfelden war die 1941 in Freiburg geborene Archäologin ehrenamtlich tätig. In dieser Zeit hielt sie Vorträge, organisiert Projektwochen an Schulen, betreute mit dem Verein für Vor- und Frühgeschichte das Archiv in Heldenbergen. Die dort aufzuarbeitenden Epochen reichen von der Alt- zur Jungsteinzeit, von der Glockenbecherkultur über die Mittel- und Spätbronzezeit, über Kelten, vorrömische Germanen- und Römerzeit bis hin zum Mittelalter.
„Ihre Arbeit hat sich positiv auf die Stadt ausgewirkt“, würdigte Bürgermeister Schultheiß beim Enthüllen der Gedenktafel. (jwn)
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- Bei der Enthüllung der Gedenktafel an der Mittelburg (von links): Gerhard Schultheiß, Heike Lasch und Hanstheo Freywald. Foto: Niehoff