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Nidda soll erlebbar werden-Hansgeorg Jehner stellte Ideen für die Renaturierung des Flusses im Stadtgebiet vor

Karben/Bad Vilbel. „Durch die Begradigung der Flüsse ist die Natur verarmt“, sagt Hansgeorg Jehner aus Bad Vilbel. „Das, was wir als Kinder kannten, gibt es nicht mehr.“ Die Natur an die Nidda zurückzuholen, hat sich der Bad Vilbeler Rechtsanwalt auf die Fahnen geschrieben. Im Selzerbrunnen-Schützenhaus stellte er am Donnerstag seine Pläne auf Einladung der Freien Wähler vor.

Als Verwalter des Vermögens der Gerty-Strohm-Stiftung hat er bereits kilometerlange Flussabschnitte in der Quellenstadt renaturiert. Nun greift er nach der Nachbarstadt Karben. Im Spätsommer 2012 soll der Abschnitt zwischen Gewerbegebiet Klein-Karben und den Renaturierungsflächen am Dortelweiler Golfplatz umgebaut werden. 20 Hektar Land kaufte er bereits von der Stadt. „Ich bin ungeheuer erleichtert, wie unkompliziert das mit Bürgermeister Rahn lief“, sagt Jehner.

Sie sind Teil des Konzepts, das der Vilbeler Gewässerökologe Gottfried Lehr im Auftrag der Karbener für die gesamten acht Kilometer Flusslaufs in ihrer Gemarkung erstellt hat. Wie am Niddaknie solle die Nidda auch im südlichen Karbener Bereich umgebaut werden – mit einem breiteren Flusslauf, Inseln, flachen Ufern. Für Fische, Vögel und den Biber böten sich dadurch neue Lebensräume, erklärt Lehr – ohne dass sich der Hochwaserschutz verschlechtere.

Zu dem Beispielprojekt kommt prompt Kritik aus den Reihen der gut 50 Zuhörer. „Warum wird der Bereich eingezäunt und man kommt nicht mehr ran?“ Experte Lehr wirbt für Verständnis.

„Der Mensch hat den Fluss kaputt gemacht, nun muss er der Natur wieder mehr Raum geben.“ Das Konzept sehe gelenkte Zugänge vor: Im Stadtzentrum sollten Bereiche entstehen, wo Menschen und Hunde im Fluss baden könnten. Für seinen Renaturierungsabschnitt hat Jehner auch ein neues Vorhaben in petto: Die Frankfurter Zoologische Gesellschaft wolle dort ein „blaugrünes Klassenzimmer“ einrichten. In die abgeschirmten Naturbereiche sollen Zugangswege beispielsweise über Stege geschaffen werden. „Wir wollen Verständnis für die Natur und für ihre Schönheit im Einzelnen wecken“, erklärt Jehner. „Karben und Vilbel werden so viel, viel reicher.“

Was sich die Strohm-Stiftung das kosten lässt? „Das spielt keine Rolle“, sagt Jehner, der nicht gerne über Geld spricht. „Die Finanzierung kriege ich schon hin.“ Und die Stadt müsse „keinen Pfennig“ zuschießen. Jährlich fließe bis zu einer Million Euro aus dem Nachlass von Gerty Strohm ins Stiftungsvermögen zu, einer vor elf Jahren kinderlos verstorbenen Mandantin Jehners. Das Geld soll laut Stiftungszweck in den Naturschutz investiert werden. Weil die Renaturierung in Vilbel schon weit gediehen ist, macht Jehner nun in Karben weiter.

Und ob die Karbener nicht gefragt werden, was dort geschieht? „Bedingt“, räumt Hansgeorg Jehner ein. Was genau umgesetzt werde, bleibe den Fachleuten überlassen. Die Grundvorgaben aber habe die Stadt mit ihrem Konzept gemacht. Und er werde „die interessierte Öffentlichkeit“ über alles informieren, was geschehe. (den)