Seltsame Begegnungen hatten Besucher dieser Tage am Burggraben. Dort tummelten sich nicht nur große Fische, sondern auch eine ungewöhnliche Schildkrötenart.
Bad Vilbel. Bei der Schildkröte handelt es sich offensichtlich um einen Neophyten, eine aus anderen Lebensräumen eingewanderte Art. Naturschützer vermuten, jemand habe vielleicht einfach seine zu groß gewordene Schildkröte aus dem heimischen Aquarium in den Graben hineingeworfen.
Die Szene, die der Fotograf festhielt, sieht dramatisch aus. Drei große Fische tauchen an der Oberfläche des Burggrabens auf und scheinen eine dort schwimmende Schildkröte zu bedrängen. „Alles halb so wild“, sagt dazu der Gewässerökologe Gottfried Lehr: „Die Fische tun der Schildkröte nichts!“ Es handelt sich bei ihnen um Karpfen, denen es in der Nidda sichtlich gut gefällt. Von dort gibt es einen Wasserzufluss in den Burggraben.
Die Karauschen und andere Karpfen, hat Lehr beobachtet, vermehren sich derzeit stark. Die hohen Temperaturen dieses Sommers kommen ihnen zugute, denn sie lieben wärmere Gewässer. Zum Ablaichen suchen sie die Altarme der Nidda am Gronauer Hof auf.
„Die Schildkröte ist aber keine heimische Art“, betont Lehr. Es sei eine eingewanderte Gattung. Der Gewässerökologe ist sich nicht ganz sicher: Rotwangen- oder Schmuckschildkröte? Diese fremden Tierarten verdrängten die einheimischen. So wie bei den Goldfischen würden auch andere Arten aus Terrarien ausgesetzt, vermutet er.
Bei der Unteren Naturschutzbehörde in Friedberg ist man jedoch davon überzeugt: „Es handelt sich um eine Gelbwangenschmuckschildkröte“, erklärt Sachbearbeiter Tim Mattern. „Das ist auf jeden Fall keine heimische Art.“ Sie stamme ursprünglich aus Nordamerika. Vermutlich habe sie jemand im Zoohandel gekauft, als sie die Größe einer Zwei-Euro-Münze hatte, so Mattern. Drei Jahre später sei sie schon suppentellergroß, da habe sie der überforderte Besitzer möglicherweise in den Burggraben geworfen.
Gelbwangenschmuckschildkröten können übrigens bis zu 50 Jahre alt werden und sind Einzelgänger. Den Schildkröten selbst schade das nicht, sie könnten dort gut überwintern.
Aber sie bringen das Öko-Gefüge durcheinander, fressen den anderen Tieren das Futter weg. Als die Naturschützer die Europäische Sumpfschildkröten aussetzten, haben sie deshalb die fremden Tierarten mit Fangkästen herausgezogen, berichtet Mattern. (dd)