Bad Vilbel. Kräftig drücken der Dekra-Prüfer Bernd Matheis und René Sauerwald vom städtischen Friedhofsamt auf ein Messgerät, dessen Saugnapf an einem Grabstein haftet – aber nur kurz. Schon ertönt im Kipptester ein Brummton, was bedeuet: die vorgeschriebenen 500 Newton Druck sind erreicht. Wenn der Grabstein dann immer noch nicht wackelt, ist alles in Ordnung.
Der erste Vormittag der jährlichen Grabsteinprüfungen verlief entsprechend ruhig. Bei 286 geprüften Gräbern gab es keine Reklamation, „nur zwei Grabplatten waren lose“, berichtet Prüfer Matheis. Das war nicht immer so. Bevor der Dekra-Mann vor vier Jahren die Prüfungen übernahm, herrschte auf dem Friedhof das Chaos. 100 Grabsteine mussten damals neu gesetzt werden. Im vergangenen Jahr waren es noch 29 Reklamationen – bei 2431 Prüfungen allein auf dem städtischen Friedhof in der Lohstraße. Dazu kommen noch etwa tausend weitere Grabstellen in Massenheim, Gronau und Dortelweil. Wenn die Grabsteine erst einmal lose sind, helfe Nachbessern mit Silikon oder Gips nicht weiter, betont Matheis. Da bleibe nichts anderes übrig als der Abbau der mangelhaften Befestigung, ein neues Fundament und ein Sockel, der mit dem Stein neu verdübelt werden müsse.
Die damaligen Mängel seien weitestgehend auf die Arbeit eines Steinmetz’ zurückzuführen, der damals Friedhofsverbot erhielt und inzwischen sein Gewerbe aufgegeben habe, berichtet Friedhofsverwalterin Susanne Förster. Ordentlich gesetzte Steine sollten dauerhaft standfest sein, schließlich gebe es Familiengräber mit 50 bis 60 Jahren Nutzungsdauer.
Dass die Prüfung nicht bloß reine Bürokratie ist, belegt Matheis an einem Beispiel aus Aschaffenburg: vor Ostern sei dort ein Grabstein umgekippt und habe eine Seniorin eingequetscht. Die Grabsteine haben es in sich. Bereits die marmornen Grabtafeln in Buchform wögen immerhin 50 bis 200 Kilo, die Grabsteine selbst 600 bis 700 Kilo, erläutert der Prüfer.
Doch mittlerweile ist auf Bad Vilbels Friedhöfen wieder Ruhe eingekehrt. Obwohl die Prüfungen öffentlich angekündigt wurden, hat gestern Vormittag nur ein Passant die Tests beobachtet.
Ein anderer rief an und fragte, wann Massenheim dran sei. Matheis und seine beiden Kollegen wollten die Prüfungen in der Lohstraße am vergangenen Dienstag) abschließen. Nächste Stationen sind Massenheim, Gronau und Dortelweil. Dabei spielt auch das Wetter eine Rolle. Am Montag mussten die Prüfer Regenpausen einlegen, weil die Grabsteine zu rutschig waren und dies gefährlich werden kann.
Ein weiteres Problem vor allen in der Lohstraße sind ungepflegte Gräber, weil die Angehörigen irgendwann verzogen sind, das Friedhofsamt darüber aber keine Nachricht vom Meldeamt erhält. Zehn bis zwanzig Fälle gebe es momentan, erklärt Förster.