Ausnahmezustand in Gronau: Drei Tage (vom 30. August bis zum 1. September) wird in dem Stadtteil die traditionelle Zeltkerb gefeiert.
Bad Vilbel. Für die 26 Kerbeburschen läuft der Countdown für den Höhepunkt des Jahres. Von Samstag bis Montag präsentieren sie den Besuchern des beliebten Volksfestes jeden Abend ein Show-Programm. Dass die Kerbeburschen nicht nur feiern, sondern auch tanzen, singen und ihr Publikum bestens unterhalten können, haben sie zuletzt beim „Abend der Vereine“ auf dem Bad Vilbeler Markt unter Beweis gestellt.
Die Organisation und die Vorbereitung der Zeltkerb und der drei Show-Programme beschäftigt die 26 Junggesellen bereits seit Monaten. „Wir treffen uns seit dem 3. März jeden Montag. Der Start in die neue Kerbsaison beginnt mit der Aufnahme neuer Mitglieder. Die Interessenten müssen männlich, ledig, mindestens 16 Jahre alt und aus Gronau sein“, erklärt Andreas Heinrich. Er wurde von seinen Freunden zum Pressesprecher ernannt.
In diesem Jahr wurden mit Marco Nowotny, Oliver Repp, Lukas Worel und Christian Siegmund gleich vier „Neue“ in den Kreis der Burschen aufgenommen. Die Dauer der Mitgliedschaft richtet sich nach dem familiären Status. Wer heiratet, scheidet als aktiver Kerbebursch aus. Er kann aber zum Ehren-Kerbebursch ernannt werden. Im Durchschnitt sind die Kerbeburschen zehn Jahre aktiv.
Wichtigste Aufgabe bei den Treffen ist die Gestaltung des Kerbprogramms. „Das ist zwar anstrengend, aber es lohnt sich“, sagt Tobias Ziese. Seit Juni treffen sich die Kerbeburschen montags, mittwochs und samstags zu den Proben und seit Anfang August täglich. Was geprobt wird, gehört zu den am besten gehüteten Geheimnissen im Stadtteil. „Am Samstag steht unser Programm unter dem Titel „Nicht von dieser Welt“. Am Sonntag lautet der Slogan „Schlag auf Schlag geht es weiter“ und am Montag „Ist das Maß dann voll“, verrät Andreas Heinrich.
Wie immer schreiben die Kerbeburschen die Drehbücher für ihre Shows selbst. „Wir korrigieren uns gegenseitig. Das gilt auch für die Choreografie der Tänze“, berichtet Dominik Schäfer. Parallel zu den Proben läuft meist samstags der Kulissenbau in der Feldhalle der Familie Laupus. Auch die Kostüme für ihre Auftritte nähen die Kerbeburschen selbst. Die Kerblies nähen dagegen Gronauer Mütter.
Die 48. Gronauer Zeltkerb beginnt am Samstagabend mit dem feierlichen Einlauf der jungen Männer in ihren gelben Trikots. Danach eröffnet Stadtrat Jörg Frank die Kerb und ein Kerbebursch tanzt mit der Kerblies zu den Klängen der Band „Count’s Company“ den Schneewalzer. Der Tanzabend dehnt sich oft bis in die frühen Morgenstunden aus.
Festumzug am Montag
Nach der ersten langen Kerbnacht ist für Sonntagmorgen der Zeltgottesdienst mit Pfarrer Hans-Karl Heinrich anberaumt. Weiter geht es danach mit einem musikalischen Frühschoppen. Für den Gronauer Nachwuchs steht ab 14 Uhr Kinderanimation mit Zauberer Zinnobro auf dem Programm. Und abends spielt wieder „Count’s Company“ zum Tanz, bis das zweite Programm der Kerbeburschen um 22 Uhr beginnt.
Auch am Montag ist für 10 Uhr ein Frühschoppen angesagt. Um 14 Uhr beginnt der Festumzug „bei dem das ganze Dorf auf den Beinen ist“. Dabei sammeln die Kerbeburschen Eier ein. Die werden als Rühreier mit Speck zubereitet und verkauft. Ab 20 Uhr wird getanzt und um 22 Uhr beginnt das dritte Programm der Burschen.
Um die Showprogramme zu finanzieren, verkaufen die Kerbeburschen während der Kerb Lose. Danach steht die Ziehung der Tombola-Gewinner an. Hauptgewinn ist ein quicklebendiges Schwein, zweiter Preis ein Spanferkel und dritter Preis eine Torte.
Gegen Mitternacht zieht der Kerbpfarrer in Begleitung der Burschen und ihrer Lies ins Zelt ein. Nach der Verlesung der „Kerbsünden“ aus dem aktuellen Jahr und dem Kerbsegen, wird die Kerblies tränenreich am Fuchsschwanz, der Mündung von der Nidder in die Nidda, verbrannt. (fau)