Karben. Er ist seit einigen Wochen Vorsitzender der Nachbarschaftshilfe Karben: Jürgen Felgenträger. Nun sucht der 72-Jährige nach Verstärkung im Helferkreis. Im Gespräch berichtet er über seine Ziele und Visionen für den Verein.
Mit neuen Ideen und einem engagierten neuen Vorstand scheint der Verein »Herz & Hand – Nachbarschaftshilfe Karben« sein Tief überwunden zu haben. Getreu dem Vereinsmotto »Helfen macht Freu(n)de«, sucht der erst vor Kurzem neu gewählte Vorstand mit dem 72-jährigen Jürgen Felgenträger an der Spitze nach Verstärkung. Und zwar nicht im Vorstand, sondern im Helferkreis.
Schwer getroffen
durch Corona
»Corona mit seinem Kontaktverbot hat unseren Verein schwer getroffen, denn wir leben vom Miteinander, von der gegenseitigen Unterstützung. Und das war uns lange Zeit untersagt«, sagt Felgenträger – und zwar deutlich zu lange, wie er betont. »Obwohl wir immer noch circa 300 Mitglieder haben, stehen wir jetzt doch wieder vor einem Anfang«. Nicht dass in dieser Zeit die gegenseitige Hilfe überflüssig geworden wäre, sondern die Kontakte seien in vielen Fällen trotz der Corona-Einschränkungen auf privater Basis weiterhin aufrechterhalten worden und liefen nur nicht mehr über den Verein. Auch wenn die gegenseitige Hilfeleistungen grundsätzlich zu begrüßen sei, so sei erst mithilfe des Vereins die ganze Breite des Leistungsangebotes möglich. Und genau das möchte der neue Vorsitzende mit seinen Vorstandskollegen wieder erreichen.
Felgenträger gehört seit vergangenem Jahr der Nachbarschaftshilfe Karben an. Bei einem Volksfest hatte er rein zufällig ein Fahrzeug mit der Aufschrift »Herz und Hand Nachbarschaftshilfe« gesehen und war dabei mit Vereinsmitgliedern ins Gespräch gekommen. Da sich sein Bekanntenkreis nach seiner Pensionierung stark verkleinert hatte, er aber zusammen mit seiner Frau Sabine wieder mehr Geselligkeit wollte, trat er dem Verein kurz entschlossen bei.
Allerdings folgte dem Vereinsbeitritt die Ernüchterung auf dem Fuße, denn zu der Zeit stand die Nachbarschaftshilfe Karben kurz vor dem Aus, weil keiner die Vereinsführung übernehmen wollte. Auf der Mitgliederversammlung im November 2022 habe sich zwar eine neue Vereinsspitze gefunden, doch diese habe eher einem Strohfeuer geglichen – kurz aufflackern und gleich wieder verlöschen.
Felgenträger und seine Frau Sabine, die dem damaligen Vorstand bereits als Beisitzerin angehörte, wollten den Verein deshalb auch sofort wieder verlassen. »Außer dem Fahrdienst gab es weiterhin kaum Angebote und Anforderungen. Das war uns eindeutig zu wenig«, erinnert sich Felgenträger. Während seiner Berufszeit war er als Bauingenieur nicht nur Team-Arbeit gewohnt, sondern er hatte stets klare Ziele vor Augen, die er dann auch erreichen wollte. Und genau das habe ihm im Verein gefehlt.
Das Ruder selbst
in die Hand nehmen
Bevor er aber seinen Entschluss, aus dem Verein wieder auszutreten, umsetzen konnte, hatte er mehrere Gespräche mit dem langjährigen Vereinsvorsitzenden Klaus von Treichel. Das veranlasste ihn dazu, das Ruder selbst in die Hand nehmen und dem Verein wieder Leben einhauchen zu wollen. Seine Kandidatur auf der Mitgliederversammlung vor sechs Wochen war erfolgreich.
Und auch, wenn Felgenträger den Verein zu dem Zeitpunkt noch nicht in all seinen Verästelungen kannte, so machte er sich direkt ans Werk. In den vergangenen sechs Wochen hat er den Vorstand bereits zu drei Sitzungen zusammengerufen. »Das ist ein richtiger Halbtagsjob geworden«, spricht er über seine bereits geleistete Arbeitszeit.
Trotzdem habe er sein neues Amt noch nicht bereut. Vielmehr setzte er neue Ziele und bildete Arbeitsgruppen, um unter anderem den Internetauftritt und die Öffentlichkeitsarbeit neu zu gestalten. Ganz wichtig für ihn ist auch die Mitgliederentwicklung: »Wir brauchen nun wieder neue Vereinsmitglieder, die hilfsbedürftige Personen bei ihren alltäglichen Aufgaben ehrenamtlich unterstützen.« Dazu zählen unter anderem der einfache Besuch oder Spaziergang, die Begleitung zu Arztbesuchen oder die Betreuung von Kindern sowie die Hilfe im Haushalt. »Aber die Liste unserer Leistungsangebote kann beliebig verlängert werden. Das hängt von den Helfern und deren möglicherweise neuen Ideen ab«, sagt Felgenträger. Auch wenn der 72-Jährige sein Vorgehen hauptsächlich an Zielen ausrichtet, so hat er auch noch Visionen: »Ich suche mittel- oder langfristig die Zusammenarbeit mit anderen Karbener Hilfsorganisationen wie dem Computerclub der Senioren oder dem Mütterzentrum Müze«.
Seine Tatkraft und sein Engagement scheinen sich mittlerweile in Karben schon herumgesprochen zu haben, denn auf seinen ersten Mitgliederbrief sollen ihm immerhin ein Siebtel geantwortet haben. »Das macht Mut«, meint Felgenträger.
Von Jürgen W. Niehoff