Karben. Offenbar ist die Stadt nicht nur als Wohnort beliebt, sondern auch als Gewerbestandort. ,Karben verfügt aktuell über keinerlei freie Gewerbeflächen mehr. Das soll sich in absehbarer Zeit aber ändern.
Wer auf der B 3 nahe der Shell-Tankstelle vorbeifährt, kann es deutlich erkennen. Aus der einstigen Brachfläche am Spitzacker ist ein größeres Gewerbegebiet geworden. Der heimische Mazda-Autohändler und die Kletterhalle eines Mainzer Unternehmens haben sich bereits dort angesiedelt.
Keine weiteren Supermärkte erlaubt
Als Bürgermeister Guido Rahn (CDU) in der Stadtverordnetenversammlung kürzlich eine Anfrage der Grünen nach freien Gewerbeflächen beantwortete, musste er passen. Die Stadt verfüge »über keinerlei eigene Gewerbeflächen mehr«. Allerdings gebe es Anfragen sowohl von ortsansässigen Firmen, die sich vergrößern wollten, als auch von auswärtigen Firmen, die sich gerne in Karben ansiedeln würden.
Aber woher nimmt die Stadt Gewerbeflächen, ohne wertvolle landwirtschaftliche Flächen in Anspruch zu nehmen? Die Lösung firmiert unter dem Namen »Am Warthweg« und trägt die Bebauungsplannummer 236. Der Bürgermeister kündigte an, dass dafür ein Planungsauftrag vergeben werde.
Es geht darum, das jetzige Gelände des Rewe-Centers zu entwickeln. Dafür ist die Stadt in ständigen Gesprächen mit Rewe, denn die Supermarktkette will ihr Center direkt an die B3 verlagern. Das würde freie Flächen für andere Firmen schaffen.
Wie Rahn mitteilt, würde im Falle einer Verlagerung des Rewe-Centers direkt an die Bundesstraße die aktuelle Fläche des Centers frei. Sie würde dann an die Stadt bzw. die Hessische Landgesellschaft HLG gehen. Rahn beugt gleich eventuellen Ängsten vor, dort könnte sich ein weiterer Verbrauchermarkt ansiedeln. »Einen weiteren Verbrauchermarkt würde es dort nicht geben. Wir sind mit Supermärkten sehr gut versorgt; das reicht für unsere Stadt.«
Also denkt die Stadt an anderes Gewerbe. Es liegen laut Bürgermeister bereits Anfragen einiger Karbener Unternehmen vor, die sich vergrößern möchten. Ein Unternehmen mit gut 100 Mitarbeitern aus dem Maschinenbau habe bereits eine Option auf über 10 000 Quadratmeter, um seinen Standort in Karben zu erweitern. Andere kleinere Karbener Unternehmen suchen ebenfalls Möglichkeiten, um ihre Betriebe zukunftsfähig zu machen, und benötigen hierzu weitere Flächen, sagt Rahn.
Mehr Platz für Dienstleister
Im Hintergrund aktiv ist auch der städtische Wirtschaftsförderer Otmar Stein. Es gebe für das neue Gewerbegebiet bereits diverse Bewerber sowohl aus dem Dienstleistungsbereich als auch der Produktion.
Ziel sei es, möglichst mehrere mittelgroße bzw. kleinere Unternehmen anzusiedeln und nicht auf große Betriebe zu setzen. »Logistikzentrumshallen oder dergleichen sind für unsere Lage nicht geeignet«, schiebt das Stadtoberhaupt etwaigen Begehrlichkeiten einen Riegel vor.
Dass die Stadt bzw. die HLG die Flächen erfolgreich werden vermarkten können und damit ein weiteres Gewerbegebiet schaffen könnte, davon zeigen sich die Verantwortlichen überzeugt. »Wegen der zentralen Lage werden wir, sobald wir die Gewerbeflächen offiziell anbieten, genügend Interessenten bekommen.« Ein Weilchen dürfte das Ganze schon noch dauern. Denn zunächst muss der B-Plan erarbeitet werden und dann das Verfahren abgewickelt. Normalerweise dauert so ein Verfahren zwei Jahre.
Von Holger Pegelow