Bad Vilbel. Die Wasserburg ist heute eine der bedeutendsten Festspielstätten in Hessen. Sie wird nun mit Millionenaufwand erneuert. Intendant Claus-Günther Kunzmann nannte vor dem Kulturausschuss Details zur Enschlammung des Wassergrabens und zum Bau des neuen Theaterdaches. Gleich nach der letzten Aufführung der diesjährigen Saison ging es los. Es wurde der Kanal zur Nidda verriegelt und das Wasser aus dem Burggraben abgepumpt.
Gut tausend Kubikmeter Schlamm und eine Menge alter Mineralwasserflaschen kamen dabei zutage. 1895 hatte der damalige Besitzer der Burgruine den Graben zuschütten lassen. Erst in den Sechzigerjahren, kurz nach dem Kauf der Burg durch die Stadt, wurde der Graben neu angelegt. Seitdem sammelten sich darin wieder die Sedimente. Der Schlamm wird aber nicht entsorgt, berichtete Kunzmann den Ausschussmitgliedern. Er hätte nämlich die Straßen verschmutzt und müsste als Sondermüll für viel Geld deponiert werden. Stattdessen rühren Maschinen Kalk im Modder, um ihn chemisch zu stabilisieren. Kunzmann: »Wir haben auch entschieden, ihn permanent zu belüften.« Andere Maschinen befestigen die Ränder des Burggrabens. Sie waren laut Kunzmann instabil geworden, weil die Wurzeln der vor 15 Jahren gefällten Bäume inzwischen verrottet sind.
Außerdem haben die Wohnhöhlen von Wühlmäusen und Nutrias die feuchte Erde durchlöchert und gelockert. Das wird ihnen nun unmöglich gemacht. Die Bauarbeiter stapeln Steinwalzen an die freigeschaufelten Ufer des Burggrabens. Von oben werden sie mit Vliesmatten und Erde bedeckt. Das alles soll die Erosion des Grabens in den nächsten Jahrzehnten verlangsamen. Bis Jahresende soll der Graben fertig saniert sein.
Neue Entdeckungen
Parallel dazu läuft die Sanierung der Burgmauern. Eine Spezialfirma entfernt Stütz-Mörtel und stabilisiert die Bruchsteine mit frischen Mörtelmischungen. Unter den Augen eines Bauhistorikers und einer Archäologin wurden Stichgräben gezogen. An mehreren Stellen fand man einen Meter unter dem heutigen Bodenniveau der Wasserburg Mauerreste, die bisher unbekannt waren. Sie werden nun untersucht, um ihre einstige Funktion herauszufinden.
Zudem läuft der Abbau des Bühnendachs. Die Betriebserlaubnis der bisherigen Metallkonstruktion ist abgelaufen, so Kunzmann. Das ab Jahresbeginn zu montierende neue Theaterdach wird nicht mehr an die Burgmauern geschraubt. Es soll komplett auf sechs schlanken Betonsäulen ruhen, deren Fundamente gerade bis zu 13 Meter tief in den feuchten Boden des Niddagrundes eingebohrt werden. Für all das seien allerlei wasser-, bau- und denkmalrechtliche Anträge zu stellen, berichtete Kunzmann. Die Festspielbühne ist bereits demontiert. Anfang 2023 werden hier nicht wieder die bisherigen Scherenpodeste aufgesetzt, sondern eine neue, durchgängige Konstruktion aus Holz in Metallrahmen.
Das neue Theaterdach wird ab Januar ebenfalls in Trapezform über den Burghof montiert. Das Dach wird sich ein wenig in Richtung der Zuschauertribüne neigen und eine Drainage bekommen, die das Publikum vor der Berieselung schützt. Das Prasseln von Regentropfen soll durch eine Dämmschicht unter dem Blechdach gemindert werden. »Bis Ende März werden wir mit allem fertig sein«, glaubt der Burgfestspiel-Intendant. (kni )
In Trapezform entsteht das neue Dach für die Festspiele, das sich in Richtung der Zuschauertribüne neigt. FOTO: KLAUS NISSEN