Komfortabler soll es für die Fahrgäste in Wetterau und MKK ab dem Fahrplanwechsel vom Sonntag werden. Ein wenig klemmt’s aber noch mit den Kapazitäten der neuen Züge.
Nidderau/Bad Vilbel. Eigentlich sollte alles besser werden. Und nun das! „Sardinenbüchsenartig“ sei das Fahrgefühl in der Hauptverkehrszeit in den schönen, neuen Desiro-Triebwagen auf der Niddertalbahn, berichten Fahrgäste. „Schon in Gronau konnte niemand mehr zusteigen, so voll war der Zug“, erklärt ein Mitfahrer aus Heldenbergen. In Bad Vilbel habe niemand mehr reingepasst. „50 Fahrgäste mussten auf die nächste S-Bahn warten oder sind mit dem 30er-Bus gefahren.“ Auch für den Nachmittag berichten die Fahrgäste von Problemen ab Frankfurt-Hauptbahnhof.
Ist das der versprochene Komfort fürs Stockheimer Lieschen? Dabei sollten doch trotz der Umstellung fast aller Fahrten auf neue Triebwagen zumindest in der Hauptverkehrszeit weiter Doppelstockzüge fahren. Beim Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) ist es Sprecher Peter Vollmer ein wenig unangenehm. „Das sollte nicht sein.“
Denn mit den Kapazitätsbemessungen habe man sich an der bisherigen Nachfrage gerichtet. So würden nach wie vor die stärksten Verbindungen mit Doppelstockzügen gefahren, beispielsweise um 6.30 und 7.01 Uhr ab Stockheim. 19 Doppelstockwagen sind dafür laut Bahn weiter auf der Strecke unterwegs.
Ein Blick ins Konzept verrät Vollmer das konkrete Problem: Wie die Fahrgäste berichten, waren an den „Sardinenbüchsentagen“ die Züge um 6.04 Uhr ab Stockheim und 15.44 Uhr ab Frankfurt betroffen. Dort seien jeweils nur zwei Desiros unterwegs gewesen. „Es sollen aber drei sein“, erklärt Vollmer, „es fehlte also ein Triebwagen.“ Das sei bei einer solchen Umstellung leider nicht immer zu verhindern. „Es gibt bei der Bahn wohl ein paar Anlaufprobleme, die Triebwagen so zu disponieren wie nötig.“ Kein Wunder, schließlich muss die Bahn hunderte Fahrzeuge zum 9. Dezember an andere Einsatzorte umdirigieren, während aktuelle Fahrpläne nicht leiden dürfen. Vollmer: „Wir bitten alle um Entschuldigung.“
Passend zu den neuen Desiros wurden die Fahrpläne im Minutenbereich geändert. Außerdem hat Kilianstädten die morgendlichen Stopps Richtung Nidderau zurückerhalten – was möglich wird, weil die neuen Desiros spurtstärker sind als die behäbigen, alten Dieselrösser.
Nur eine einzige kleine Neuigkeit gibt es im Wetterauer Fernverkehr: Einer der Intercitys von Friedberg nach Stralsund wird bis Greifswald verlängert. Auf der IC-Linie Hamburg–Karlsruhe bleiben die bequemen Verlängerungen nach Berlin, Konstanz und Sylt unverändert im Programm.
Die zweite große Neuerung: Auf der Strecke Hanau–Friedberg verkehren ab 9. Dezember sonntags wieder Züge. Alle zwei Stunden sind sie via Heldenbergen, Ostheim und Assenheim unterwegs, dann besteht ein Zwei-Stunden-Takt. Mit knapp 30 Minuten Wartezeit sind leider die Anschlüsse zwischen dieser Strecke und der Niddertalbahn in Nidderau recht unattraktiv. Immerhin: Wie früher werden die Züge von Friedberg wieder bis Gießen durchgebunden, zumindest alle zwei Stunden. Schneller ist man dadurch aber nicht an der Lahn.
Wegen Problemen mit der Zulassung werden die Fahrgäste auch noch einige Zeit auf neue Züge warten müssen. Gleiches gilt für den Mittelhessenexpress Dillenburg/Marburg– Frankfurt mit Halt in Bad Vilbel. Dafür können sich die Fahrgäste der Main-Weser-Bahn darauf freuen, dass binnen eines Jahres alle Doppelstockwagen durch neue ersetzt werden. Das gilt auch für die Niddertalbahn.
Vorn einsteigen
Beim Stockheimer Lieschen müssen allerdings die Fahrgäste selbst helfen, ein weiteres Kapazitätsproblem zu lösen: Dass am Frankfurter Hauptbahnhof der hinterste Wagen oft hoffnungslos überfüllt ist. „Anders als die Doppelstockwagen sind die Triebwagen-Kombinationen nicht mehr durchgehend begehbar“, erläutert RMV-Sprecher Vollmer. Alle, die spät am Bahnsteig seien, drängten an der hintersten Tür in den Zug. „Wer früh dran ist, der ist gut beraten, weiter vorn einzusteigen“, rät er. Auch Zusteiger in Frankfurt-West hätten vorne mehr Chancen auf einen Sitzplatz. (den)