Karben. Nein, einladend wirkt Karbens Bahnhof wahrlich nicht. Auf der einen Seite lässt der neue Besitzer das alte Bahnhofsgebäude weiter verkümmern. Und auf der anderen, östlichen Seite schweift der Blick vom Bahnsteig hinüber auf eine Industriebrache. Zumindest das soll sich im kommenden Jahr ändern.
„Wir sind schon im Verkauf“, berichtet Dirk van Hoek. Der Projektentwickler aus Bad Soden hat das 5426 Quadratmeter große Gelände nun von der Raiffeisen-Warenzentrale Köln übernommen.
Die neue Nutzung des ehemaligen Raiffeisen-Geländes ist damit nach Jahren der Ideen und Verhandlungen einen wichtigen Schritt vorangekommen. „Das war nicht einfach“, seufzt Eckhard Petri von Raiffeisen. „Da mussten wir viel Geduld investieren.“
Schon einmal hatte van Hoek in Kloppenheim bauen wollen: Vor zweieinhalb Jahren hatte er sein Vorhaben mit 28 Häusern vorgestellt. Warum er dann ausstieg, dazu möchte bis heute niemand Stellung nehmen – doch zwischenzeitlich übernahm die Deutsche Reihenhaus AG aus Kaiserslautern, speckte auf 25 Häuser ab.
Auch die Reihenhaus AG allerdings quittierte vor einem guten Jahr die Verträge. Der Grund: Der Lärmschutz sei auf dem Gelände direkt an der viel befahrenen Main-Weser-Bahn nicht realisierbar. „Die haben einen Grund gesucht, um aus den Verträgen herauszukommen“, sagt Dirk van Hoek.
Denn der Lärmschutz sei sehr wohl machbar, sagt der Investor und zeigt auf seinen Plan: „Hier ist der Beweis.“ So sollen die Garagen zur Bahn hin ausgerichtet werden und das Areal vom Schienenlärm verschonen. Dafür werden die Garagen Satteldächer bekommen, den Dachraum können die Besitzer noch als Stauraum nutzen.
„Das sieht optisch gut aus und der Kunde hat einen Nutzen“, sagt van Hoek. Lärmschutzwände schirmen das Areal beiderseits der Garagen ab. Das Raiffeisen-Gelände sei zwar „kein einfaches Grundstück“, gibt der Investor zu. Doch nur ein solches „Low-Budget-Konzept“ lasse sich dort umsetzen.
Um das Genehmigungsverfahren zügig zu absolvieren, übernimmt van Hoek die bisherigen Planungen. So sollen die 25 Häuser in fünf Gruppen angeordnet werden. Sie haben jeweils 140 Quadratmeter Wohnfläche. „Wir wenden uns besonders an junge Familien“, erklärt Dirk van Hoek. Dass sich die Häuser gut verkaufen, davon ist er überzeugt – liegt das Areal doch nicht nur direkt an der S-Bahn-Station. Auch die Kloppenheimer Kita ist direkt nebenan und die Einkaufsmöglichkeiten des Selzerbrunnencenters sind nur wenige Fußminuten weit entfernt.
Die Häuser sollen per Nahwärme von einer zentralen Pelletsheizung versorgt werden, kündigt Catharina Schinzing von der Dirk van Hoek GmbH an. „Das bringt sehr geringe Nebenkosten.“ Ähnliche Projekte habe die Firma bereits öfters im Rhein-Main-Gebiet realisiert, berichtet sie.
In den kommenden Monaten sollen sich nun Karbens Stadtverordnete erneut mit dem Vorhaben beschäftigen und ihr Okay geben. Einen Grundsatzbeschluss für die Wohnbebauung auf der Fläche hatte das Parlament im Februar gefällt. Die Unterlagen seien schon im Rathaus, berichtet van Hoek. Sobald der zuständige Mitarbeiter wieder da sei, will Baudezernent Gerd Rippen (Grüne) ein Gespräch mit dem Investor führen. „Bisher wissen wir nur, dass es weiterlaufen soll wie bisher geplant“, sagt Rippen. Welche Beschlüsse noch anwendbar seien, müsse geklärt werden. Nach dem Grundsatzokay des Parlaments wolle er schnell Baurecht schaffen. „Wir wollen das so schmalspurig wie möglich über die Bühne bringen.“ (den)