Bad Vilbel. Einzelhändler und Investor stehen in den Startlöchern. Die positive Grundstimmung, dass es an der Neuen Mitte „endlich los gehen“ soll, wurde zur erwartungsvollen Spannung geschürt, als Projektentwickler Helmut Berends von der Düsseldorfer Immobilien Treuhand GmbH (ITG) seine Vorstellungen in einer Informationsveranstaltung des Gewerberings präsentierte. „Sinn macht alles nur, wenn die Zusammenarbeit zwischen uns und dem bestehenden Einzelhandel klappt“, machte Berends deutlich. Doch daran wird’s wohl nicht scheitern. Vielmehr sind die Politiker gefordert, nun den Mut zu Entscheidungen aufzubringen, Beschlüsse über den Verkauf des Areals und die Aufstellung eines Bebauungsplans unter Beteiligung des Investors, des Gewerbes und der Bürger zu fassen.
Von Seiten des Magistrats gibt es grünes Licht. „Die Zeit ist reif“, stellte der ehrenamtliche Stadtentwicklungs-Stadtrat Rüdiger Wiechers (CDU) fest. Über ihn ist der Kontakt zur ITG geknüpft worden. Er traut es der Gesellschaft zu, die fehlenden „big shots“ in der Neuen Mitte anzusiedeln. „In Kombination mit dem breit gefächerten, kleinteiligen, engagierten Einzelhandel können wir ein zukunftsweisendes Einkaufsparadies bekommen“, sagte er.
Stadtbaurat Dieter Peters (parteilos) räumte ein, dass noch „ein schwieriger Weg“ zurückzulegen ist. „Aber jetzt ist der Zeitpunkt, nicht mehr zu zögern, sondern ran zu gehen“, forderte er. Wenn zügig die notwendigen Entscheidungen getroffen werden, könnten „in ein bis zwei Jahren die ersten Ergebnisse sichtbar“ sein. „Wir haben lange auf einen Investor gewartet“, so Gewerbering-Chef Michael Meyer: „Nun dürfen wir diese lang ersehnte Chance nicht verstreichen lassen.“
Berends, dessen Gesellschaft bereits Eigentümer des Ströbel-Geländes ist, belegte mit Zahlen, worum es in Bad Vilbel geht. Während 1999 noch spürbar Kaufkraft aus der Umgebung in die Stadt floss, geben die Bürger heute ihr Geld in nennenswertem Umfang auch anderswo aus. Allein 2007 haben Bad Vilbeler Bürger 43 Millionen Euro außerhalb ihrer Stadt ausgegeben. Um den gesamten Standort zu stärken, brauche Bad Vilbel in der Innenstadt „großflächigen Einzelhandel in zeitgemäßer Ausstattung“.
Mit Rücksicht auf den kleinteiligen Einzelhandel will die ITG am Zentralparkplatz „kein klassisches Shop-Center“ bauen, sondern plant Fachmärkte mit einer Verkaufsfläche von zusammen etwa 5500 Quadratmetern plus 500 Quadratmeter Gastronomie in Form von Cafés, Bistros und einem Food Court mit Frisch- und Feinkost.
Mit den Nebenflächen seien insgesamt etwa 7500 bis 8000 Quadratmeter notwendig. Einziehen sollen dort Fachmärkte, die insbesondere junge Mode von hochwertigen, bekannten Marken, aber auch von preiswerten Herstellern anbieten, sowie eine großflächige Buchhandlung. Von 20 Millionen Euro Investitionskosten sprach Berends. Davon erwartet er sich einen Kaufkraftgewinn von 25 Millionen Euro im Jahr, zusammen mit den bestehenden Fachgeschäften von zusätzlich 45 Millionen Euro.
Einzelhändler und Stadt müssten gemeinsam mit dem Investor „mitgehen, sonst hat alles keinen Sinn“, so der Entwickler. Das heißt: gemeinsames Marketing mit der positiven Darstellung der Einkaufsstadt Bad Vilbel, ein Branchen- und Sortiments-Mix, der auch Kunden aus dem Umland anzieht, gemeinsame Werbung, Anpassung der Ladenöffnungszeiten, Investitionen in Gebäude, zeitgemäße Werbeanlagen, Schaufensterdekorationen und Innenanlagen, aber auch ein flexibles Leerstands-Management.
Es gehe nicht ohne Maßnahmen, die die „Aufenthaltsqualität“ erhöhen: Neues Pflaster, Beleuchtung und Mobiliar in der Frankfurter Straße, eine Beschilderung, die die Orientierung erleichtert und ein elektronisches Parkleitsystem, das dem Kunden und der Stadt unnötigen Parkplatz-Suchverkehr erspart. Grundvoraussetzung sei eine ausreichende Erhöhung der Parkplatzkapazität: 340 Stellplätze am Kurhaus, 170 in der Tiefgarage der Neuen Mitte und 60 am Ströbel-Areal hält Berends für nötig.
Auch wenn die Bauphase eine schwierige Zeit darstelle, habe seine Gesellschaft in 30 Jahren erfahren, dass sich die Neugier der Menschen gut für besondere Aktivitäten nutzen lasse. „Für die Kunden muss in dieser Zeit der rote Teppich ausgerollt werden“, forderte Stadtbaurat Dieter Peters. Er zieht eine provisorische Brücke über die Nidda beim Kurhaus in Betracht. Eindeutig Vorrang genießt für die ITG die Bebauung des Ströbel-Areals bei gleichzeitiger Schaffung von Parkflächen. „Doch optimal wäre die zeitgleiche Umsetzung der Neuen Mitte, um das Negativum der Baustelle in der Innenstadt nur ein Mal zu haben“, so Berends.
Was ein geplantes Ärztehaus betrifft, so müsse bis spätestens April entschieden sein, ob es auf dem Ströbel-Grundstück oder am Bahnhof gebaut werden soll, forderte Wiechers. Davon hänge ab, ob die ITG auf dem Ströbel-Grundstück einen oder zwei Fachmärkte errichtet.