Bad Vilbel. Ende Mai hat sich Sozialamtsleiter Klaus Jäger in den Ruhestand verabschiedet. Ein neuer Chef für die 170 Mitarbeiter des Fachbereichs Soziale Sicherung ist noch nicht gefunden. Jäger hatte seit 1978 nahezu die komplette soziale Infrastruktur der Stadt maßgeblich mit aufgebaut: Jugendarbeit, Kita, Selbsthilfe-Netzwerke, Senioren- und Familienbüro.
Die Bewerbungsfrist für die Fachbereichsleitung lief bereits am 14. Juni ab. Schon die Ausschreibung sorgte für Aufsehen. Die Stellenanzeige verlangte ausschließlich Juristen als Bewerber. Dieses Stellenprofil „erschließt sich der SPD nicht“, erklärt deren stellvertretender Vorsitzender Walter Lochmann. Gerade Bewerber, die über „einschlägige Ausbildungen und umfangreiche Berufserfahrung“ im Sozialen verfügten, „werden durch dieses Verfahren nicht angesprochen, sondern ausgegrenzt.“ Die SPD habe den Verdacht, dass „die Ausschreibung auf eine konkrete Person hin formuliert“ worden sei, so Lochmann. Er spielt damit auf die frühere Bürgermeisterkandidatin der FDP, Gesine Wambach, an, die derzeit in der Friedberger Kreisverwaltung arbeitet.
Annähernd ein Dutzend Bewerber hätten sich auf die Ausschreibung gemeldet, sagt Bürgermeister Thomas Stöhr (CDU). Die rechtliche Qualifikation sei erforderlich, weil die Aufgaben des Sozialamts immer mehr juristische Fragen aufwürfen. Da gehe es etwa um Kita-Ausgleichsgebühren angrenzender Kommunen und die Garantie von U-3-Plätzen. Demgegenüber gebe es im Fachbereich „sehr gute Mitarbeiter mit sozialem Hintergrund“, so Stöhr. Die Qualifikation mache auch Sinn, nachdem Erster Stadtrat Jörg Frank (CDU) das Dezernat abgegeben habe, so Stöhr. Zwar ist auch seine Nachfolgerin Heike Freund-Hahn Juristin, betreue den Bereich nur ehrenamtlich. Außerdem müsse sich die künftige Sozialamtsleitung auf politische Fragen konzentrieren.
Mit der zunehmenden Verrechtlichung des Fachbereichs argumentiert auch Sozialdezernentin Freund-Hahn. Neben dem Thema Betreuung gebe es auch immer mehr personal- und arbeitsrechtliche Fragen zu klären. Sie selbst sitze gerade am Satzungsentwurf für den neu zu schaffenden Seniorenbeirat, betont sie. Ein Jurist oder eine Juristin als Amtsleiter mit seiner im sozialen Bereich erfahrenen Stellvertreterin Lein, „das ist fast wie eine Doppelspitze“, so Freund-Hahn. Entscheiden werde der Magistrat über die Personalie allerdings frühestens im August.(dd)