Karben. Die Positionen sind klar – aber ebenso widersprüchlich. Als Steffen Saebisch (FDP), Staatssekretär im Hessischen Ministerium für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung, am Dienstag der Vorwoche in Karben eintraf, war völlig offen, wie es mit dem B 3- Ausbau weitergehen wird. Und ein konkretes Ergebnis liegt auch nach dem ersten Treffen nicht vor.
Doch die Positionen wurden noch einmal ziemlich deutlich: Die Stadt Karben – zumindest die Parlamentsmehrheit und der künftige Bürgermeister – will sich mit der roten Variante des Ausbaus (siehe Grafik rechts) nicht zufriedengeben. Das Amt für Straßen- und Verkehrswesen (ASV), das dem Bund als Geldgeber des Ausbaus Vorschläge macht, sieht dagegen nur diese Variante als realistisch an. Damit scheint eins klar zu sein: Bis hier tatsächlich gebaut wird, werden noch Jahre vergehen.
Viel schneller geht es dagegen bei der Nordumgehung. Hier hatte Saebisch frohe Kunde für Karben in der Tasche. „Sie bekommt innerhalb von sechs Monaten Baurecht“, sagte der künftige Bürgermeister Guido Rahn (CDU), derzeit noch Leiter des Ausschusses für Planung und Infrastruktur. So könnten im nächsten Sommer, spätestens im Herbst, die Bagger anrollen. „Für uns in Karben ist das sowieso das viel wichtigere Projekt“, betont Rahn.
Positiv bewertet er auch das Gespräch mit Saebisch: „Er hat volles Verständnis für das, was wir machen.“ Allerdings sei die Situation kompliziert. Auch ihm sei bewusst, dass die bevorzugte Variante – westlich am Berufsbildungswerk vorbei und mit größerem Abstand zu Okarben – aus Naturschutzgründen bedenklich sei. „Aber wir werden nicht umfallen. Was nicht sinnvoll ist, wollen wir nicht.“
Auch der Staatssekretär habe ad hoc keine Lösung gewusst. „Wir machen nichts gegen den Willen der Stadt“, sagte Heiko Durth, Leiter des zuständigen ASV in Gelnhausen. Hoffnung will er Rahn aber nicht so richtig machen. Zu deutlich sind seine Aussagen: „Wir haben zwölf Varianten untersucht. Dabei gab es nur zwei genehmigungsfähige.“ Neben der roten sei dies die Tunnelvariante durch Okarben. Die aber würde den Bund als Bauträger 15 Millionen Euro mehr kosten und sei daher verworfen worden. Auch mit der roten Variante würden die Lärmgrenzwerte unterschritten. Damit sei die gesetzliche Grundlage erfüllt.
Laut Durth ist klar, dass andere Varianten die gleichen verkehrlichen Ziele erreichten, aber den Naturschutz deutlich mehr tangierten. „Daher haben wir die rote Variante vorgeschlagen.“ Genau dagegen will Rahn weiter kämpfen.
„Wir werden jetzt in Berlin ansetzen“, sagt der künftige Rathauschef in der Hoffnung, so die naturschutzrechtlichen Schwierigkeiten aus dem Weg zu räumen. Einen Ausgleich für den Naturverlust am Heitzhöfer Bachtal hat er ins Gespräch gebracht. Bisher ohne Erfolg. „Westlich des Berufsbildungswerkes sehe ich keine Alternative“, sagt Durth. Genau das aber fordert auch die Einrichtung selbst, die sich sorgt, künftig von Straßen eingekesselt zu sein. Rahn kündigt an, im nächsten Jahr Planungsrecht für das Gewerbegebiet am Toom-Markt zu schaffen. Damit könnte dort keine vierspurige Bundesstraße mehr entlangführen. (zlp)