Karben. Anhaltekelle? Handschellen? Dienstpistole? Nein, Laptop, Funkgerät und Stadtplan sind für Frank Bopp (46) seit Montag die wichtigsten Arbeitsutensilien. Der Polizeihauptkommissar ist der neue „Schutzmann vor Ort“ der hessischen Polizei in Karben. Die neue Dienstadresse für den Limeshainer: Rathausplatz 1, das Rathaus. Wenn die 23 000-Einwohner-Stadt schon keine eigene Polizeiwache hat, so ist nun wenigstens täglich ein Beamter vor Ort.
„Das ist ein ganz neues Tätigkeitsfeld für mich“, sagt Frank Bopp. 23 Jahre lang war Bopp bei der Polizei im täglichen Stationsdienst. Zuletzt leitete er eine Dienstgruppe auf der Bad Vilbeler Polizeistation. In Karben soll er „unsere Vorhut“ sein, sagt Volker Bouffier (CDU). Der Innenminister höchstselbst bestellte auf der Friedberger Polizeidirekton Bopp und seinen Kollegen Werner Kaiser für Altenstadt zu neuen Schutzmännern vor Ort – Nummer 66 und 67 in Hessen. „Die Erwartungen an Sie sind gewaltig“, gibt Bouffier beiden mit auf den Weg.
Frank Bopp ist darüber nicht besorgt, sondern eher gespannt. Er soll direkt im Rathaus als Ansprechpartner für Bürger, Firmen, Verwaltung, Politik und Gremien fungieren. Er soll Kontakte zu Schulen und Kindergärten, Vereinen und Institutionen pflegen. Das Ziel: Die Präventionsarbeit der Polizei vorantreiben. „Die Kommunen müssen das Thema Sicherheit noch viel mehr verinnerlichen“, fordert der Innenminister.
Bopp will künftig nicht nur Anzeigen aufnehmen und Kriminalitätsopfer nachbetreuen. In den Präventionsgremien will er ebenso präsent sein. Deshalb freut sich Stadtrat und Ordnungsamtsdezernent Jochen Schmitt (SPD) auch über das „neue Scharnier“ zur Polizei. Das könne man gut einpassen in das längst eng gestrickte Netzwerk für Prävention und gegen Gewalt. Der „Präventionserfolg ist messbar“, verweist Schmitt auf die seit Jahren zurückgehenden Kriminalitätszahlen. Karben ist heute laut Polizeistatistik die sicherste unter den sechs größten Städten der Wetterau. Trotzdem: Nach wie vor fordern in Karben besonders SPD und Grüne, endlich eine eigene Polizeistation einzurichten. „Da muss man mal nüchtern bleiben“, bremst Innenminister Bouffier. Streifenfahrten und -gänge seien nicht die einzigen Tätigkeiten, sondern die Polizei müsse beispielsweise auch eine enorm steigende Zahl von Verfahren wegen Internetkriminalität bewältigen. „Dafür brauche ich Spezialisten mit richtiger Technik und nicht Beamte in der Fläche.“ Mit dem „Schutzmann vor Ort“ berücksichtige die Polizei nun „die Erwartungshaltung in den Kommunen“.
Wie die aussieht, erfährt Frank Bopp nun in Karben. „Ich weiß noch gar nicht so genau, wie es sich entwickelt“, sagt er, als er die Stufen ins Rathaus hinaufsteigt. Die Stadt will er näher kennen lernen und freut sich schon auf das eigene Büro mit kompletter Ausstattung. Dort soll er einziehen können, sobald die städtische Ordnungspolizei ihre Räume umgestaltet hat.
Das Büro ist auch die Voraussetzung für eine weitere Neuerung: Die Helfer des Freiwilligen Polizeidienstes sollen künftig vom Rathaus aus ihren Dienst antreten statt in der Bad Vilbeler Polizeistation. Noch am Freitag hatte das Parlament darüber gestritten. „Ich denke, das wird so kommen“, ist Bopp zuversichtlich. Er muss sich schon jetzt umstellen, arbeitete er doch 23 Jahre lang Wechselschicht. „Ich freue mich auf den Tagesdienst und die freien Wochenenden“, sagt er. Seine Familie – Frau und drei Kinder – werde sich daran wohl noch gewöhnen müssen. (den)