Bad Vilbel. Am Sonntagmorgen um fünf Uhr habe es noch gut ausgesehen für die Nachhaltigkeitsmesse am Sonntagnachmittag, sagt Olaf Deller vom Netzwerk »Bad Vilbel Plastikfrei«. Da hätten die Wetter-Apps noch nicht so viel Regen im Angebot gehabt. Doch um halb zehn war das schon wieder ganz anders. Und er musste die Messe absagen.
Die Entscheidung sei richtig gewesen, stellt Deller am Sonntagnachmittag mit Blick auf den Regen fest, der große Pfützen auf dem Günther-Biwer-Platz bildete und den Boden matschig machte. Die dritte Bad Vilbeler Nachhaltigkeitsmesse hätte nämlich eben dort stattfinden sollen. Und die mehr als 25 Vereine, Organisationen und Geschäfte, die ihre Nachhaltigkeitskonzepte vorstellen wollten, hätten im Regen gestanden. So wie die Besucherinnen und Besucher.
Im vergangenen Jahr kamen etwa 700 Menschen zur Messe, berichtet Deller. Meistens Leute, die das schöne Wetter damals zu einem Sonntagsspaziergang durch die Innenstadt nutzten und so auf die Messe stießen und sich informierten. »Das Thema Nachhaltigkeit in Form einer Messe zieht nicht so sehr, als dass die Leute gezielt hingehen würden«, sagt Deller. Auch deswegen sei die Entscheidung, sie wegen des Regens ausfallen zu lassen, richtig gewesen. Die Laufkundschaft fehlt tatsächlich an diesem Sonntagnachmittag – auf der Büchereibrücke sind draußen nur zwei Tische des Cafés belegt, nur vereinzelt huschen Menschen über den Niddaplatz. Der Günther-Biwer-Platz ist wie leer gefegt.
Dafür ist drinnen im Café viel los. Auch, weil sich dort einige der Messebeteiligten treffen, um sich auszutauschen und sich näher kennenzulernen. Näher kennenlernen? Ja, sagt Olaf Deller, einige Initiativen seien erst kürzlich hinzugekommen, etwa die »Recyclingschmiede«, deren Ziel es sei, aus alten Dingen Neues zu machen. Die Verantwortlichen nutzten das spontane Treffen, um sich mit den Initiativen »Tour de Trödel«, »Klaakarott« und »Zero Waste« zu vernetzen.
Alle seien Teil von etwas Großem, alle könnten gemeinsam stark sein und etwas verändern, stellt Olaf Deller fest. Das sei das Schöne am Netzwerken. Vom Wetter nicht beirren ließ sich der Allgemeine Deutsche Fahrradclub. Denn zwölf Leute hatten sich angemeldet, um ihr Fahrrad codieren zu lassen. »Wir haben schon mal im Regen codiert, das geht schon«, zeigte sich Theo Sorg unbeeindruckt. »Sogar heute Morgen haben sich noch Leute dafür angemeldet.« Und pünktlich um 14 Uhr geht es los mit der ersten Fahrradcodierung.
Die Nachhaltigkeitsmesse sollte den Auftakt bilden zur Nachhaltigkeitswoche die noch bis kommenden Samstag läuft. Die findet wie geplant statt. Einige der für die Messe vorgesehenen Aktionen werden bei den Veranstaltungen im Laufe dieser Woche nachgeholt, sagt Olaf Deller. So werde etwa das Glücksrad zu bespielen sein, an dem sich alle über ihr Nachhaltigkeitsglück informieren können.
Von Christiane Kauer
Nachhaltigkeitswoche im Überblick:
Freitag, 3. November, 20 bis 21.30 Uhr, Stadtbibliothek: Lesung »Das Ende des billigen Wohlstands – Wege zu einer Wirtschaft, die nicht zerstört« von Wolfgang Kessler.
Samstag, 4. November, 16 Uhr, im Berufsförderungswerk an der Huizener Straße: Podiumsdiskussion »Klimachaos – vom Wissen zum Handeln«. Es sollen Perspektiven aufgezeigt werden, wie das Thema Nachhaltigkeit in Bad Vilbel perspektivisch verankert werden kann. Die Podiumsteilnehmer sind Prof. Birgit Blättel-Mink, Soziologin an der Universität Frankfurt, der Student Leon Schneider, Pfarrer Dr. Hubert Meisinger vom Zentrum für gesellschaftliche Verantwortung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau und Olaf Deller von Bad Vilbel Plastikfrei.
Zwei Aktionen runden die Woche ab: Beim Schulprojekt treffen Klassen auf Experten und machen Experimente zu Kunststoffen. Zudem gibt es ein Spiel zur Mülltrennung in Zusammenarbeit mit der Umwelt- und Garten-AG des Georg-Büchner-Gymnasiums. Das Spiel findet am 2. November ab 14 Uhr auf dem Niddaplatz statt. Der Eintritt zu allen diesen Veranstaltungen ist frei. (cka/red)