Karben. Auf der Homepage der Stadt Karben ist er noch verzeichnet. Doch der Kleintierzuchtverein Klein-Karben hat sich längst aufgelöst. An seiner Stelle soll auf der Anlage nahe der Nidda etwas Neues entstehen: eine Naturschutzinsel.
Was sind das noch für Zeiten gewesen, als ganze Familien im Oktober einen Spaziergang entlang der Nidda gemacht haben. Und sie hatten nur ein Ziel: Die Anlage der Klein-Karbener Kleintierzüchter. Das war nicht nur ein Gewusel in, sondern auch vor den Käfigen und Volieren. Denn die Klein-Kärber Züchter boten zu den alljährlichen herbstlichen Wertungsschauen einiges auf.
Mitgliederzahl praktisch halbiert
Doch mit der Kleintierzucht in Klein-Karben ging es kontinuierlich bergab. Zum einen kam immer weniger Publikum zu den Kleintierschauen. Zum anderen setzte ein Mitgliederschwund ein. Bernd Beck, seinerzeit zweiter Vorsitzender des Vereins, erinnerte sich laut einem Bericht aus dem Zeitungsarchiv im Oktober 2014, dass der KTZV einst circa 120 Mitglieder gezählt habe, 2014 waren es noch rund 60 Tierfreunde. Und einer der Gründe war der: »Es fehlt der Nachwuchs.«
Der letzte Vorsitzende des KTZV, Wolfgang Datz, berichtet, der Verein habe im vergangenen Jahr gerade mal 52 Mitglieder gehabt, »davon vier aktive«. Zu der geringen Zahl der Aktiven komme auch, dass die Mitglieder »nur ältere Leute waren«, wie Datz sagt. Deshalb habe man beschlossen, den Kleintierzuchtverein Klein-Karben zum 31. Dezember 2019 aufzulösen. Man habe das Vereinsgelände an die Stadt zurückgegeben.
Naturprojekt mit Insekten und Blumen
Dort ist offenbar eine Idee gereift, die ihren Anfang schon vor drei Jahren hatte. Denn einer der vier aktiven auf der Anlage verbliebenen Mitglieder ist Antonio Gurliaccio. Er ist bekannt als einer der beiden »Bienenbotschafter«, die ihr Domizil in Klein-Karben haben. Schon im Jahr 2016 hat er mehrere Bienenvölker auf dem Gelände des KTZV aufgestellt, die in den umliegenden Wiesen und Feldern reichlich Nahrung finden.
Gurliaccio stellt auch nach traditionellem Handwerk sogenannte Klotzbeuten her, naturnahe Nisthöhlen für Bienen. »Ich habe mittlerweile zehn Klotzbeuten installiert, sagt er. Da der »Bienenbotschafter« auch Hühner züchtet, hatte ihn Datz seinerzeit vorgestellt.
Gurliaccio hat nach eigenen Angaben ein Konzept für die Kleintierzuchtanlage erarbeitet und der Stadt vorgeschlagen. Wie genau es aussieht, will er gegenüber dieser Zeitung noch nicht verraten. Aber nur so viel: Insektenhotels und Wildblumenwiesen soll es enthalten. »Die Skizzen haben wir schon gemacht.«
Bürgermeister Guido Rahn nennt das neue Projekt in der Stadtverordnetenversammlung »Naturschutzinsel Karben«. Es solle dafür ein neuer Verein gegründet werden. Rahn spricht von interessierten Bürgern. Vier Kleintierzüchtern habe man angeboten, dort weiter zu bleiben. Das Projekt Naturschutzinsel sei coronabedingt von der »Bienenbotschaft« aufs nächste Jahr verschoben worden. Man werde den bisherigen Nutzern Verträge für ein weiteres Jahr anbieten und dann im nächsten Jahr zusammen mit der »Bienenbotschaft« das weitere Vorgehen unter Einbeziehung der verbliebenen vier Nutzer abstimmen, teilt Rahn mit.