Veröffentlicht am

Naturschützer fordern mehr Fluss – Nabu bat Bürgermeisterkandidaten Rahn (CDU) und Schmitt (SPD) zur Ortsbesichtigung ans Niddaknie

Karben. Der Ortsgruppe Karben des Naturschutzbundes Deutschland (Nabu) liegen Renaturierungsmaßnahmen an der Nidda auch auf Karbener Gebiet seit längerem am Herzen. Nun warb sie bei den Bürgermeisterkandidaten dafür, und auch weitere Kommunalpolitiker, Naturschützer und Bürger nahmen teil.

Gewässerökologe Gottfried Lehr aus Bad Vilbel – für die Planung verantwortlich – stellte die erfolgten und derzeitigen Arbeiten vor, die vor fünf Wochen angelaufen sind. So werden auf einer Strecke von rund drei Kilometern Altarme sowie ein Teich angelegt, finanziert von der privaten Gerti-Strohm-Stiftung.

„Wir arbeiten interdisziplinär zusammen, so sind Senckenberg- Stiftung, Zoologische Gesellschaft, Naturschutzbehörde und weitere beteiligt“, sagte Lehr.

Gleich neben dem Stück, das nun umgestaltet wird, liegt das bereits vor rund zehn Jahren renaturierte Teilstück Niddaknie. „Das ist ein Vorzeigemodell in Hessen“, erklärte Lehr.

„Für eine Renaturierung auf Karbener Gebiet würden sich unserer Meinung nach vor allem Gebiete südlich von Karben auf der Westseite der Nidda eignen, da diese im Besitz der Stadt sind“, sagte Nabu-Vorsitzender Jürgen Becker. Wenn sich die betroffenen Flächen am Fluss im Besitz von Landwirten befänden, seien die Maßnahmen weniger einfach durchzuführen, bestätigte Lehr. Bei einer Renaturierung spielen ökologische Faktoren eine Rolle. So kehren seltene Arten wie der Eisvogel oder seltene Fische zurück. Zudem dienen die Maßnahmen durch Schaffung potenzieller Überschwemmungsflächen dem Hochwasserschutz. „Auch die Bürger sollen etwas davon haben. Sie sollen sich mit ihrem Fluss identifizieren können und sich nicht ausgesperrt fühlen“, sagt Lehr. Als gelungenes Beispiel führte er die Ortsmitte von Assenheim an, wo die Bürger wieder direkt an den Fluss herantreten könnten. Dafür müssten die Menschen an anderer Stelle die Natur sich selbst überlassen. So werde etwa nach erfolgter Umgestaltung der Nidda der Radweg einige Meter entfernt vom Fluss verlaufen, erklärte Lehr. Zum Aspekt der Finanzierung sagte Lehr: „Es gibt Landeszuschüsse, Sie brauchen nur einen Antrag zu stellen.“ Und mit Blick auf die Anfänge der Renaturierung in Bad Vilbel vor Jahren ermunterte der Fachmann: „Fangen Sie mit kleinen Schritten an.“

„Wir sind uns einig, dass die Renaturierung ein sinnvolles Projekt ist“, sagten Schmitt und Rahn. Doch wollten sich beide nicht festlegen. „Die Anliegen von Landwirten müssen auf jeden Fall berücksichtigt werden“, so Rahn. „Die Akzeptanz in der Bevölkerung muss bei einer Renaturierung vorhanden sein“, fand Schmitt. (kre)