Nur 300 Meter, aber in bester Lage neben der künftigen Mediathek, wird die Nidda nun auch in der Innenstadt renaturiert. Statt Gebüsch und Steilufer soll es bereits im Sommer direkten Zugang zum Fließgewässer geben. Ab Donnerstag fallen dafür die ersten Bäume.
Bad Vilbel. „Die Natur entdecken mitten in der Stadt“, Schulkindern den Fluss zeigen, darauf freut sich der Gewässerökologe Gottfried Lehr. Durch die Niddabegradigung in den 1960er Jahren seien „rigide Fakten geschaffen“ worden, die es heute schwer machten, den Fluss wieder natürlich fließen zu lassen. Die Ufer seien bepflanzt worden „wie eine Allee“, doch nun müssen einige der Bäume einer Erweiterung des Flussquerschnitts weichen. Bereits am Donnerstag beginnen die mit der Naturschutzbehörde abgesprochenen Fällarbeiten, die bis zum Beginn der Brut- und Setzzeit ab März beendet sein müssen. Damit werden die Voraussetzungen geschaffen für die Umgestaltung des kurparkseitigen Nidda-Ufers vom Kurhaus-Steg bis vor die Brücke der Kasseler Straße. Damit, so Lehr, solle im Juli begonnen werden.
Sechs Wochen Bauzeit
Sechs Wochen dauere die Umgestaltung des etwa 7000 Quadratmeter großen Areals. Dadurch wird sich das Bild des Kurparks deutlich wandeln. Statt einer blickdichten Kette von Bäumen und Sträuchern, die den Niddaradweg-Damm und den Fluss selbst verbergen, kann man die Nidda künftig von weitem sehen. Der Radweg-Damm fällt flach, weicht einer sanften Uferböschung mit einem Gefälle von einem Meter auf sechs Meter. Der jetzt vor dem Hallenbad vorbeiführende Asphaltweg ist der künftige Uferweg – zum Fluss hin mit einer ein Meter hohen Mauer versehen, die Sitzgelegenheit und Hochwasserschutz in einem sein soll. „2003 stand das Nidda-Hochwasser im Hallenbad“, erinnert sich Lehr. Die erste von zwei Buchten entsteht gegenüber dem Hallenbad. Zwei Buhnen sollen die Strömung regulieren, vielleicht gibt es auch zwei kleine Flussinseln. Ein Teil des jetzigen Uferwegs aus Richtung der Brücke Kasseler Straße soll erhalten bleiben und in den Nidda-Zugangsbereich führen. Im Fluss werden Sandbänke entstehen.
Auf dem Weg zu der künftigen Baustelle späht Lehr auf die Erdarbeiten in der Neuen Mitte und entdeckt Kieselstein-Schichten. Die soll es auch am Niddaufer geben – und die Steine gleich für Kiesbänke genutzt werden. Lehrs Hauptproblem aber ist ein anderes: „Ich muss mich um die Bäume herumwursteln.“ Einige Bäume stehen so nahe am Fluss, dass sie bei der Abflachung der Böschung förmlich in der Luft hängen würden. Auch die gesamten Sträucher müssen weichen. Nadelbäume sowieso, die hätten an Flussufern nichts zu suchen. Auch Kiefern und Ahorne werden gerodet, um dem Fluss mehr Platz zu bieten. 15 Gehölze und etwa 50 Quadratmeter Buschwerk werden entfernt. Knorrige Weiden, Erlen, Linden und Eschen sollen künftig das Ufer säumen, „ohne dass sie regelmäßig abgeholzt werden müssen“, so Lehr.
Idyll in der Stadtmitte
Die Nidda soll unterhalb der Mediatheksbrücke zum „stimmungsvollen Idyll“ werden. Fische finden künftig in den Flachzonen des Flusses Unterstände und Verstecke. Zuvor sind aber umfangreiche Erdarbeiten zu bewältigen. Etwa 6000 Kubikmeter Erde müssen mit der Böschung entfernt werden, rechnet Lehr. Dafür sollen die Baustellenzufahrt zur Neuen Mitte und ein Stück des Uferwegs genutzt werden. Er könne verstehen, dass Bürger das Fällen von Bäumen kritisierten, „doch in Bad Vilbel weiß man, wie Renaturierungen hinterher aussehen“, meint Lehr mit Blick auf die Renaturierungen von Nidda und Erlenbach.