Karben. Ohne Ulrike Loos und die anderen 26 Gründungsmitglieder der Ortsgruppe Karben des Bundes für Umwelt- und Naturschutz (BUND) würde die Stadt heute sicher anders aussehen. In den vergangenen 32 Jahren hat die 71-Jährige mit den aktiven Mitgliedern Tausende Stunden draußen verbracht, – unbezahlt und bei Wind und Wetter.
In den vergangenen 30 Jahren haben Ulrike Loos und ihre Mitstreiter beim BUND mehr als 30 000 Streuobstbäume und Büsche gepflanzt, Feldholzinseln und Teiche angelegt, aber auch 10 000 Herkulesstauden ausgegraben – mit der Hand. Zeit und Kraft investiert haben die Aktiven in Hunderten Arbeitseinsätzen, Sitzungen, Aktionen und Veranstaltungen. Ihr Ziel war und ist es »zu retten, was noch zu retten ist«, sagt Ulrike Loos. »Unser aller Antrieb dabei war die feste Überzeugung, ja die durchaus berechtigte Sorge, dass nur das Tun etwas ändern kann und dass das, was man selbst tut, andere nicht falsch machen können.«
»ENGAGIERTE STREIETRIN«: Bürgermeister Guido Rahn (CDU) überreichte Ulrike Loos jetzt Tagen den Landesehrenbrief als Anerkennung und Würdigung ihrer langjährigen ehrenamtlichen Leistungen für die Verdienste um die Nattur und die Gemeinschaft. Das Stadtoberhaupt lobte Loos als »engagierte Streiterin«, die von 1994 bis 2018 immer als Sprecherin, PR-Frau und Motor der BUND-Ortsgruppe aktiv gewesen sei.
Ohne sie und ihre Mitstreiter gäbe es in Karben keinen Blumenmarkt, keine Pflanz- und Müllsammelaktionen und keinen renaturierten Heitzhöfer Bach. Seit 1994 gehöre sie zudem zu den Mitinitiatoren des Kelterfestes und der an jedem letzten Januarsamstag ausgerufenen Kür des »besten selbst gekelterten Stöffche« aus Äpfeln von Karbener Streuobstwiesen, sagte der Rathauschef.
Ulrike Loos hat in drei dicken Ordnern die Aktivitäten der Ortsgruppe mit Fotos und Zeitungsberichten dokumentiert. Obwohl die BUND-Ortsgruppe inzwischen 250 Mitglieder hat, sind jüngere willkommen. Pfarrer Werner Giesler hob das Engagement von Loos in der Flüchtlingshilfe hervor, wo sie unter anderem das OQI-Projekt (Orientieren, Qualifizieren, Integrieren) auf den Weg gebracht habe. Er lobte ihr analytisches und überdachtes Reden, ihren nüchternen Stil.
WAS WEG IST, IST WEG: In ihrer Rede zitierte die Geehrte den Theologen Norbert Lüdecke mit den Worten »Jeder Mensch kann sich entscheiden, was für ihn selbst mehr zählt«: Dazu gehöre aus ihrer Sicht der Erhalt einer nachhaltigen, lebenswerten Umwelt – was dann auch mal weniger populäre Entscheidungen erforderlich mache.
Loos bemängelte die »Beibehaltung beharrlicher Verharmlosung und erschöpfendes Aussitzen«, was dann dem Erhalt der bestehenden Strukturen und lebensfeindlichen Effekte diene, wie in Kattowitz gerade festgestellt worden sei. »Die Zeit der Bekenntnisse, Zusagen und nicht eingehaltener Versprechen ist zu Ende! Ab sofort zählen tatsächlich nur noch entschlossene Taten. Natur ist nicht käuflich, Natur ist nicht verhandelbar. Was weg ist, ist weg. Unwiederbringlich! Tun ist das Schlüsselwort.« Die an sie überreichte Urkunde sei nicht für sie allein, sondern »für uns alle«. An Bedeutung gewinne das Stück Papier, wenn die Übergabe nicht nur vergangene Ehrenamtsarbeit berücksichtige, sondern auch deren Motive aufgreifen und somit ein Startpunkt sei für sofortiges, entschlossenes, nachhaltiges, politisches Handeln, ohne Wenn und Aber. »Denn die Zeit drängt«, appellierte Loos an ihre Zuhörer.