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Namen zurückgegeben – Zum zweiten Mal wurden Stolpersteine verlegt • 13 kamen in Windecken hinzu

Nidderau. „Mit dem Stein ist Selma Kahn symbolisch in die Mitte ihrer Nachbarn zurückgekehrt, wo sie sich auch vorher wohl gefühlt hat“, sagte Rabbiner Andrew Steimann bei der Verlegung eines Stolpersteins für die jüdische Bürgerin Windeckens. Sie war im Jahr 1942 von den Nationalsozialisten deportiert und ermordet worden.

Zum zweiten Mal wurden letzte Woche in Nidderau Stolpersteine zum Gedenken an frühere jüdische Bewohner verlegt. Rund 40 Bürger nahmen teil. Der Künstler Gunter Demnig ließ die Steine als Erinnerung in die Bürgersteige vor jenen Häusern im alten Ortskern Windeckens ein, in denen die Menschen vor der Verfolgung und Ermordung durch die Nazis ihren letzten selbst gewählten Wohnsitz hatten. Eingeladen hatte die Initiative „Stolpersteine in Nidderau“.

Für Selma Kahn (Glockenstraße 6), Julius und Johanna Reichenberg (Glockenstraße 4), Familie Müller (Friedrich-Ebert-Straße 12 und Ostheimer Straße 1) sowie Familie Oppenheimer (Heldenberger Straße 5) wurden solche Stolpersteine in den Boden gelegt.

In monatelanger Arbeit haben die Mitstreiter der Initiative über Leben und Schicksale jüdischer Bürger geforscht, die einst in Windecken lebten – hier die Schule besuchten, ihrer Arbeit nachgingen, heirateten und Kinder bekamen. „Wir werden von der Stadt unterstützt“, berichtete Ralf Grünke vom Koordinationskreis der Initiative. Stadtverordnetenvorsteher Manfred Reuter (SPD) überbrachte Grüße von der Stadt Nidderau.

„Die Ermordeten haben kein Grab, daher wollen wir ihnen jetzt ihre Namen zurückgeben. Wir sagen zwei Namen von Millionen und haben das eigentliche Erinnern im Herzen“, sagte Rabbiner Steimann aus Frankfurt am Haus von Julius und Johanna Reichenberg. In einer würdevollen Zeremonie wurden zunächst in deutscher und dann in hebräischer Sprache Gebete gesprochen, bei denen sich die Anwesenden an den Händen fassten.

„Auschwitz, Bergen-Belsen, Majdanek“ – im Gebet führte Rabbiner Steimann die Namen von Konzentrationslagern an. „Da läuft einem eine Gänsehaut über den Rücken“, sagte ein Teilnehmer.

Monica Kingreen von der Initiative sowie Bürger erinnerten vor den jeweiligen Häusern an das Leben der Menschen vor 1933. „Hilda und Lollo Oppenheimer gingen durch die Straßen Windeckens zum Einkaufen oder Spazieren. Hilda musste allein deshalb sterben, weil sie Jüdin war“, sagte Fredy Lopper. „Hildas Tochter Lollo überlebte, doch sie litt ihr Leben lang an den Folgen des Holocausts. Ich hoffe, dass so etwas in unserem Land nie mehr möglich sein wird“, sagte der ältere Herr.

„In Heldenbergen sowie in Ostheim sollen möglichst im nächsten Jahr weitere Stolpersteine verlegt werden“, kündigte Ralf Grünke von der Nidderauer Initiative an.