Karben. Während ein Teil der Kinder noch neugierig die beiden Raupen betrachtet, die auf der Hand von Karsten Uhle herumkrabbeln, ist Laura schon einen Schritt weiter. Mit Hilfe des Buches „Raupen und Schmetterlinge Europas“ versucht die Zehnjährige herauszufinden, um welchen Schmetterlingsnachwuchs es sich handelt, den sie und die anderen Kinder im Karbener Wald gefunden haben.
Sie machen mit bei der Kindergruppe des Ortsverbandes Karben/Niddatal des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND). An jedem zweiten und vierten Samstag im Monat treffen sich derzeit rund zwölf Kinder, um unter fachkundiger Leitung die heimische Fauna und Flora zu erkunden.
Karsten Uhle ist einer von zwei Fachkräften, die die Kinder durch den Wald führen, ihnen zeigen, welche Pflanzen zu welcher Jahreszeit blühen oder welcher Vogel derzeit über ihren Köpfen sein Balzlied trällert. Er ist Diplom-Biologe mit mehrjähriger Erfahrung in Umweltpädagogik, Kollege Martin Kieltsch Gärtner mit pädagogischer Zusatzausbildung.
„Wir möchten, dass die Kinder die Natur entdecken und dabei von Experten angeleitet werden“, erklärt Sylvia Neitzel vom BUND, die die Gruppen häufig begleitet. „Wir erhoffen uns, dass die Kinder das, was sie kennengelernt haben, später einmal schützen werden.“ Für Uhle steht im Vordergrund, dass die Kinder ein positives Gefühl zur Natur entwickeln. Hierbei sei das Erleben der Natur mit allen Sinnen wie Fühlen, Hören und Riechen wichtig, die Wissensvermittlung erfolge quasi nebenbei.
Auf dem Weg in den Karbener Wald oberhalb von Klein-Karben hat die Gruppe eine tote Blindschleiche entdeckt. An anderer Stelle knickt Uhle das Blatt einer Pflanze am Wegesrand ab, zerreibt es und lässt die Kinder daran riechen. „Knoblauch!“, rufen sie und liegen richtig, handelt es sich doch um die Knoblauchsrauke. Im Wald haben sie einen Platz ausgewählt, den sie bei jedem Treffen erneut ansteuern. Dort vergleichen sie von Mal zu Mal, wie sich die Pflanzenwelt im Wechsel der Jahreszeiten verändert. Damit beteiligt sich die Gruppe am vom BUND initiierten Umwelt-Tagebuch. Während beim vorherigen Besuch an der Stelle neben den Baumstämmen noch Buschwindröschen und Vogelmiere geblüht haben, sind diese nun verblüht und haben der Goldnessel, dem Maiglöckchen, Waldmeister sowie dem klebrigen Labskraut und Farnen Platz gemacht. „Nun ist die Natur schon so weit entwickelt, dass ihr die Bäume an ihren Blättern erkennen könnt“, erklärt Uhle. Beim vorigen Mal haben sie Vogelstimmen vom Band abgespielt, um Vögel anzulocken. Ein Buchfink kam tatsächlich näher, um den vermeintlichen Artgenossen in Augenschein zu nehmen, berichtet Neitzel. Die von Kieltsch geleiteten Treffen stehen in diesem Jahr unter dem Motto „Zurück zur Steinzeit“.
In der BUND-Kindergruppe, deren Angebot sich an Schulkinder zwischen sechs und zwölf Jahren richtet, sind noch Plätze frei. Wer Interesse hat, kann zunächst unverbindlich reinschnuppern. Wer dauerhaft mitmachen möchte, muss Mitglied werden. Die Mitgliedschaft für ein Kind inklusive Versicherung beträgt 16 Euro, für die ganze Familie 65 Euro im Jahr. Interessenten melden sich bei Sylvia Neitzel unter Telefon (0 60 39) 57 16.