Karben. Die Stadt soll den Service des Anruf-Sammel-Taxis (AST) ausbauen. Das wünscht die Mehrheit in der Stadtverordnetenversammlung und hat deshalb 25 000 Euro zusätzlich bereitgestellt. Die Grünen votierten dagegen, weil ihr Antrag, für den ÖPNV 60 000 Euro in den Haushalt 2020 einzustellen, von der CDU abgelehnt worden war, die stattdessen den Änderungsantrag mit der geringeren Summe eingebracht hatte. Wenn abends der letzte Linienbus vom Bahnhof abgefahren ist, kommt das AST zum Einsatz. Wer später als 21 Uhr in Karben ankommt, ist darauf angewiesen – seit 1998.
Im Juni hatte die SPD wissen wollen, wie das AST angenommen wird. Bürgermeister Guido Rahn (CDU) teilte mit, dass das AST-75 sehr gut angenommen werde. Von Mai 2018 bis Ende April 2019 wurden den Angaben zufolge die meisten Fahrgäste um 21.30 und 22 Uhr gezählt. Gut frequentiert mit 457 war der Umlauf um 23 Uhr. Dagegen flaute es ab 1.30 Uhr ab: Lediglich 93 Fahrgäste nutzten werktags das Fahrzeug des Unternehmens Bhatti Bright Cars aus Ranstadt, das von der VGO beauftragt ist. Die schwächste Nachfrage bestehe an Freitagabenden zwischen 0 und 0.30 Uhr, wo nur ein einziger Fahrgast befördert wurde.
Auch an Samstagen sei die Nachfrage nach den letzten beiden Spätfahrten nicht vorhanden, wohingegen das Angebot um 23.30 Uhr sehr gut angenommen werde. Ausgesprochen gut nachgefragt werde das AST an Sonntagen: Zwischen 59 Fahrgästen um 18.30 Uhr und 230 Gästen um 22.30 Uhr schwanken die Zahlen.
Die Stadt zahlt für den Service laut Bürgermeister rund 2500 Euro im Monat. Die Stadtverordneten wollen diesen Betrag nun verzehnfachen, allerdings für den gesamten ÖPNV, wie es im Antrag der CDU heißt. »Damit soll gerade das Angebot in den Randzeiten gestärkt werden, um es für Menschen attraktiver zu gestalten, das eigene Auto stehen zu lassen.« Die Mittel seien zunächst für ein neues, »zuverlässiges System des Anruf-Sammel-Taxis einzustellen«. Diese Formulierung ließ den FW-Fraktionsvorsitzenden Thorsten Schwellnus fragen, ob die Stadt beabsichtige, den Taxibetrieb zu wechseln. Rahn meinte dazu, es gebe »viele Beschwerden. Wenn das nicht anders wird, müssen wir uns einen anderen Betreiber suchen«.
Das dürfte nicht so einfach werden, denn Auftraggeber für den AST-Verkehr ist die Verkehrsgesellschaft Oberhessen. Die kann nämlich laut ihrem Sprecher Sven Rischen »eine Häufung von Beschwerden nicht erkennen«. Seit Oktober 2018 bis heute gebe es neun Beschwerden zu unterschiedlichen Gründen. »Vereinzelt wurden uns Beschwerden, die direkt an die Stadt Karben gerichtet wurden, weitergeleitet.«
Das Unternehmen werde von der VGO bei jeder Beschwerde zu einer Stellungnahme aufgefordert. Fahrgäste sollten für Beschwerden die entsprechenden Formulare auf den Internetseiten des RMV bzw. der VGO nutzen, rät der VGO-Sprecher. Die VGO hält die Konzession für den AST-Verkehr und beauftragt den Betreiber. Der Vertrag laufe bis Ende 2020.
Die Stadtverordneten wünschen nun einen Ausbau des Systems. Das AST solle an Partynächten »durchgängig verkehren«. Am Bahnhof Groß-Karben sollten »ein bis zwei Großraumtaxis bereitstehen, auch ohne vorherige Reservierung«. (pe)
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