Bad Vilbel(/Wetteraukreis. „Wir kriegen sie alle“, scherzt der Wetterauer Polizeidirektor Alexander König. Gemeint sind die Unfallflüchtigen, die die ansonsten glänzende Wetterauer Unfallstatistik mit einem kleinen Makel behaften. Die meisten Zahlen sind aber auf einem Tiefststand. Und das hat gute Gründe.
Weniger Unfälle, weniger Drogen und Alkohol, weniger Verletzte und Tote. „Im Wetteraukreis lebt man sicher, sowohl was Kriminalität angeht als auch den Straßenverkehr“, ist König stolz auf das Zahlenwerk. Nach der Kriminalstatistik (die FNP berichtete) zeigt nun auch die Unfallbilanz ein positives Resultat im Vergleich zu den Vorjahren. „Für die zunehmende Verkehrssicherheit ist nicht nur die Präventionsarbeit der Polizei verantwortlich. Hier sind auch Verbände, Vereine, Schulen Kommunen und mehr zu nennen, die zu sicheren Straßen beitragen.“
Zum zweiten Mal liegt die Gesamtzahl der Unfälle im Wetteraukreis bei unter 5000. „Jeder Tote ist einer zuviel“, betont König, verweist aber auch hier auf sinkende Zahlen. 15 Tote waren es 2009, in diesem Jahr sind es elf. In Nieder-Wöllstadt starb ein Kradfahrer am Unfallort, ebenso in Niddatal. Im Ortsteil Assenheim verlor ein Radfahrer sein Leben.
Für die langfristige Auswertung der Zahlen zuständig ist Polizeihauptkommissar Lothar Weil. Er beziffert den volkswirtschaftlichen Gesamtschaden auf 48,6 Millionen Euro. Die meisten Unfälle ereigneten sich im Bereich der Dienststelle Friedberg mit 2240 Zusammenstößen. Es folgen Büdingen (1289), Bad Vilbel (840) und Butzbach (552). Die Gesamtzahl der Unfälle sei jedoch nicht erfasst; eine große Dunkelziffer entstehe, weil viele Verkehrsteilnehmer auch ohne Polizei Einigkeit erzielten, weiß Weil.
Verstärkt ansetzen wollen die Ordnungshüter aber in Sachen Unfallflucht. Polizeioberkommissar Andreas Lind schildert einige Fälle. Einen „dicken Fisch“ ermittelten die Beamten nach einer Unfallflucht in Beienheim. Über mehrere Umwege, ein ohne Kennzeichen abgestelltes Auto und mit viel Ermittlungsarbeit kamen sie einem Wohnungslosen auf die Schliche, der über 30 Straftaten (unter anderem Tankbetrug und Körperverletzung) auf dem Kerbholz hatte. „Manchmal lohnt sich die Sisyphusarbeit eben“, schildert Lind.
Der größte Teil der Unfallfluchten ereignet sich auf Supermarkt-Parkplätzen. Dabei ist Bad Vilbel ein Schwerpunkt. „Bad Vilbel verhagelt uns etwas die Bilanz. Die Autos werden größer, die Parkplätze wachsen nicht mit. Deswegen gibt es mehr Schrammen und abgefahrene Spiegel“, so Lind.
Auf die Aufklärungsquote sind die Polizisten stolz. Sie beträgt 41,7 Prozent, in Bad Vilbel sogar 43,7 Prozent. Allerdings liegt auch die Anzahl der Unfallfluchten mit rund einem Drittel (Bad Vilbel: 40,1 Prozent) wesentlich höher als der Bundesschnitt (21 Prozent). „Der typische Fluchtfahrer ist über 40, aus der Region. Meist gibt er an, den Unfall nicht bemerkt zu haben oder die Rechtslage nicht zu kennen. Unfallflucht ist eine Straftat, sie wird hartnäckig verfolgt“, warnt Weil.
Zufrieden sind die Beamten mit der Entwicklung bei Drogen- und Alkohol-Unfällen. Die Aktion Bob mit einem alkoholfreien Freigetränk in über 100 Lokalen und verstärkte Kontrollen sowie Aktionstage haben zu einem kritischeren Umgang mit Drogen im Verkehr geführt, ist sich König sicher.
Im Visier der Polizei sind auch Stellen, an denen es vermehrt zu Unfällen kommt. Dazu zählen der Knoten 0 auf der B 3 von Kloppenheim in Richtung Ober-Erlenbach. 2004 gab es dort noch 29 Unfälle mit zwei Toten, vier Schwerverletzten und acht Leichtverletzten. 2009 waren es 13 Unfälle mit einem Leichtverletzten. Betroffen ist auch die Strecke vom Chausseehaus zum Abzweig Stammheim. „Wir erreichen Verbesserungen durch mehr Warnschilder, Tempolimits. Aber auch, indem die Straßenoberfläche abgeschliffen wird. Dadurch erhöht sich der Reibungswiderstand der Fahrzeuge, die sicherer durch die Kurve kommen“, skizziert Weil. (kop)