Ein berühmter Dirigent kehrt in einer persönlichen Krise in seine Heimat, einem Dorf in Schweden, zurück. Wie er hier als Leiter eines Kirchenchores, zur Musik, den Menschen und zu sich selbst findet, erzählt die gleichnamige Bühnenfassung des Films „Wie im Himmel“. Die Premiere bei den Burgfestspielen am Freitag ist vom Publikum begeistert gefeiert worden.
Bad Vilbel. Der weltberühmte Dirigent Daniel Daréus (Tino Lindenberg) kehrt nach einem körperlichen Zusammenbruch in sein schwedisches Heimatdorf zurück. Dort lässt er sich überreden, den Kirchenchor als Kantor zu leiten. Hier kommt der schon Burgfestspiel erprobte heimische Chor Vil-belCanto zum Einsatz.
Bei seiner Arbeit mit dem Chor entfaltet sich vor ihm ein ganzer Mikrokosmus menschlicher Sorgen und Nöte. Er ist überglücklich, als er erkennt, dass er mit Hilfe der Musik einen Weg in die Herzen der Menschen findet und ihnen neues Selbstvertrauen geben kann. Es ist die Erfüllung seines Traumes, mit dem er vor Jahrzehnten aus der Heimat aufgebrochen war.
Das Schauspiel nach dem Film von Kay Pollak und der deutschen Übersetzung von Jana Hallberg, hatte bei den Burgfestspielen eine gelungene Premiere. Regie führte Milena Paulovics. Gezeigt wird ein schillerndes Künstlerporträt, das von Liebe bis hin zum tragischen Tod Daniels eine große Bandbreite an Emotionen zeigt.
Liebe des Lebens
Zwar findet Daréus in der blonden Lena (Mirjam Sommer) die Liebe seines Lebens, doch bringt seine Anwesenheit auch die herrschenden Verhältnisse ins Wanken. Neider stellen sich ihm in den Weg. Die Figuren werden in kleinen, prägnanten Szenen charakterisiert. Virtuos werden mehrere Zeitebenen miteinander verknüpft. Paulovics entwirft das klischeehafte Bild einer nordschwedischen Provinzgemeinde und ihrer Bewohner, welche unter der durch die protestantische Kirche bestärkten Doppelmoral zu leiden haben. Pfarrer Stig Berggren (Julian Mehne) predigt wider Unmoral, während er gleichzeitig Pornozeitschriften versteckt. Der jähzornige Lastwagenfahrer Conny (Niklas Herzberg), der seine Frau schlägt, wird von der Dorfgemeinschaft gedeckt.
Besonders die Probleme im zwischenmenschlichen Bereich sind hervorragend herausgearbeitet und zeigen, wie Bigotterie und Prüderie auf den Menschen wirken. Zugleich ist die Geschichte ein ergreifender Appell für Mitmenschlichkeit und Toleranz im Umgang miteinander. Bald wird deutlich, dass bei den Menschen um Daniel nicht alles perfekt ist. Dass es eben nur ein wenig „wie im Himmel“ ist. Gabriella (Jenny Klippel) muss mit zwei Kindern ein neues Leben anfangen, Pfarrersfrau Inger (Britta Hübel) verlässt ihren geliebten Ehemann und Lena leidet.
Auf sich selbst hören
Entscheidend für das Begreifen dessen, was in dem Film erlebbar gemacht wird, ist jedoch die Botschaft, auf sich selbst genau zu hören, denn erst dann, höre man auch den anderen Menschen. „Ich trete nicht mehr auf. Ich werde zuhören“, sagt Daniel zu Beginn und ist plötzlich mittendrin in einer Geschichte, die das Leben vieler Menschen spiegelt.
Das Schauspiel wird zum Abbild der Gesellschaft, mit der Botschaft, selbst in den Spiegel zu sehen. Die menschlichen Beziehungen und Gefühle werden in ihrer Vielschichtigkeit dargestellt, ohne zu verurteilen. Es geht um Scheinheiligkeit und Moralvorstellungen, aber auch um Unterhaltung, die gemessen am Applaus der Festspielbesucher gut gelungen ist.